1.141.1 (bru2p): Reise nach Paris und London.

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Reise nach Paris und London.

Der Reichskanzler bat, zu den kommenden Verhandlungen Vertrauen zu haben. Man dürfe vor allem die Nerven nicht verlieren. Er bat, deswegen auch alle Kräfte nicht zu sehr anzuspannen und Aufgaben, die nicht dringlich wären, in den nächsten Tagen möglichst zurückzustellen. Die innerpolitische Entwicklung bat er mit besonderer Sorgfalt zu beobachten. Wenn hier und da Störungen der öffentlichen Ruhe aufträten, so dürfe man nicht zu sehr besorgt sein. Wenn aber Anlaß bestehe zu der Befürchtung, daß in den Ruhestörungen ein System liege, dann dürfe auch vor einem energischen Einschreiten nicht zurückgeschreckt werden. Er erinnerte daran, daß für Fälle größerer Ruhestörungen die Möglichkeit des Ausnahmezustandes bestehe; gegebenenfalls werde General von Hammerstein jede Hilfe leisten können. Für die Ruhe der Bevölkerung sei es sehr wesentlich, daß der Reichsminister für Ernährung und[1379] Landwirtschaft die Preisentwicklung für landwirtschaftliche Produkte überwache. Falls sich dabei Ausschreitungen zeigen sollten, wünsche er unnachsichtiges Vorgehen gegen jeden, ohne Rücksicht auf seine Stellung etwa in der Gesellschaft oder in der Politik. In gleicher Weise müsse mit allem Nachdruck gegen etwaigen Devisenschwarzhandel vorgegangen werden. Die nötigen Maßnahmen müßten vor allem mit der größten Schnelligkeit getroffen werden. Für die Stimmung der Bevölkerung sei auch der Fall Lahusen1 zu beachten. Es müsse unter allen Umständen verhütet werden, daß die Schuldigen etwa ins Ausland gingen. Falls Gefahr in der Richtung bestünde, bat er den Staatssekretär Weismann, nötigenfalls schnellstens auch die Hilfe der preußischen Justiz zu gewähren. Zur außenpolitischen Lage teilte der Reichskanzler mit, daß er soeben Nachricht aus Amerika erhalte, daß sich die Stimmung etwas zu unseren Ungunsten gewandt habe als Auswirkung der französischen Propaganda2.

1

Zur Verhaftung der Brüder LahusenLahusen im Zusammenhang mit dem „Nordwolle“-Konkurs s. Dok. Nr. 360, Anm. 3.

2

Der RK spielte vielleicht auf ein Telegramm Leitners über eine Unterredung mit Castle an, in der Castle erklärt hatte, in der Welt habe sich die Ansicht festgesetzt, daß die dt. Reg. nichts zum Hooverplan beigetragen habe. Es bestehe die Gefahr, daß die RReg. zu Konzessionen gezwungen werden könnte (Telegramm Nr. 332 vom 16.7.31 aus Washington, Nachl. Pünder Nr. 88, Bl. 202–204).

Schließlich sagte der Reichskanzler zu, daß wichtige Entscheidungen möglichst mit Einverständnis des Kabinetts erfolgen sollten und sprach die Hoffnung aus, daß der Reichsminister der Finanzen als sein Vertreter die Dinge im Inland erfolgreich leiten werde.

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