1.150.10 (bru2p): 10. Lage der Schröder-Bank.

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[1408]10. Lage der Schröder-Bank.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen teilte mit, daß englische Bankkreise weiter stark wegen Stützung der Schröder-Bank drängten21. Die Äußerungen enthielten zum Teil leichte Drohungen mit Bezug auf die Kreditverhandlungen. Dabei handele es sich aber nicht um offizielle Stellen oder solche, die den amtlichen Stellen naheständen. Im übrigen seien die Akzept-Banken durch die Ereignisse in Deutschland selbst bereits so in Mitleidenschaft gezogen, daß sie mit Deutschland stehen oder fallen würden. Dieser Druck brauche also nicht zu bestimmten Entscheidungen zu zwingen.

21

Vgl. Dok. Nr. 400, P. 1.

Die weiteren Einblicke, die im Laufe des Tages in die Bücher der Schröder-Bank genommen worden seien, hätten zu der Feststellung geführt, daß die Geschäftsführung auch bei der Schröder-Bank nicht einwandfrei gewesen sei. Die Dinge lägen so, daß im Falle einer Stützung es jedenfalls ausgeschlossen sei, daß die Familie Schröder die Bank fortführe. U. a. sei ein 15-Millionen-Verlust aus einem Frankengeschäft festgestellt worden.

Reichsbankvizepräsident DreyseDreyse machte Einzelangaben bezüglich der Haltung der englischen Banken, die kleine Erpressungsmanöver ausübten. Einzelheiten darüber habe ihm Geheimrat Vocke von London aus mitgeteilt. Immerhin wäre es besser, wenn die Bank gehalten werden könne, weil sie im Ausland tatsächlich eine ganz besondere Stellung einnehme.

An Verlust wären zu tragen 10 Millionen, abgesehen von der Einbuße des Kapitals und der Reserven. Das Aktienkapital könne etwa auf 15 Millionen rekonstruiert werden, wenn die Stadt Bremen und der Lloyd ihre Forderungen von insgesamt 30 Millionen zur Hälfte in Aktien umwandeln und die andere Hälfte ihrer Forderungen als stille Reserven in dem Unternehmen belassen würden. Voraussetzung einer Gesundung wäre aber unbedingt, daß die Bank von ihren Beziehungen zur Deschimag (Deutsche Schiffbau- und Maschinen A.G.) gelöst würde. Die vielfachen Verflechtungen mit diesem Unternehmen hätten stark zu der jetzigen Lage der Bank beigetragen. Diese Beziehungen seien bedenklich und zum Teil auch noch nicht durchsichtig. Bezüglich der Geschäftsführung sei auch aufgefallen, daß unter den Debitoren der Bank die Geschäftsinhaber mit insgesamt 3½ Millionen erschienen.

Reichsminister TreviranusTreviranus bestätigte die Bedenken wegen der Zusammenhänge der Bank mit der Deschimag. In Bremen seien diese Dinge als bedenklich bekannt. Darin liege sicherlich eine erhebliche Gefahr für eine Hilfe seitens des Reichs.

Die weitere Erörterung der Angelegenheit wurde vertagt, um das Ergebnis der genauen Feststellungen abzuwarten22.

22

S. Dok. Nr. 440, P. 4.

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