1.163.1 (bru2p): Finanzielle Fragen.

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Finanzielle Fragen.

[…]

In Abwesenheit des Reichskanzlers eröffnete der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen die Sitzung1. Er führte aus, daß die Danatbank und die Dresdner Bank baldigst wieder aktionsfähig gemacht werden müßten. Er schlug vor, zunächst die Frage der Danatbank zu erörtern.

1

Dieses Dok. ist auch publiziert in: Born, Die dt. Bankenkrise, S. 205–207. Vgl. auch die Aufzeichnung Schäffers vom 29.7.31, IfZ ED 93, Bd. 12, Bl. 479–483.

Herr WallenbergWallenberg führte aus, daß die Schalter der Danatbank baldigst geöffnet und alle verlangten Beträge ausgezahlt werden müßten. Die Fusion der Danatbank mit der Reichs-Kredit-Gesellschaft, welche ihm anfänglich als sehr erstrebenswert erschienen sei, sei nicht möglich, weil die Reichs-Kredit-Gesellschaft die Fusion ablehne. Vielleicht sei auch das Kapital der Reichs-Kredit-Gesellschaft für eine Fusion zu gering2.

2

S. Dok. Nr. 413.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen führte aus, daß führende rheinische Industrielle, u. a. Silverberg und Krupp, sich bereit erklärt hätten, 35 Millionen RM Aktien der Danatbank zu einem Kurse von vielleicht 150 zu übernehmen. Es handele sich bei diesem Betrage von 35 Millionen RM Aktien um 28 Millionen, die im Portefeuillle der Bank seien, und um 7 Millionen Mark, die Mitglieder des Aufsichtsrats und den persönlich haftenden Gesellschaftern gehörten. Diese Aktien wolle die Industrie allerdings nicht gleich bezahlen, sondern sie habe den Wunsch, daß das Reich[1452] zunächst die Aktien bezahle und die Industrie sodann im Laufe von 5–10 Jahren dem Reich die verauslagten Beträge zurückerstatte3.

3

„Auf der Straße treffe ich BergmannBergmann, der gerade vom Minister [Dietrich] kommt. Er erzählt, daß Krupp, Silverberg und Bücher beim Minister gewesen seien und mit ihm über die Rekonstruktion der Danat gesprochen hätten. Sie hätten sich bereiterklärt, 35 Millionen von den in den Händen der Bank befindlichen Aktien zu übernehmen, und zwar zu einem Kurse von 125%, wenn das Reich 40 Millionen neue Aktien zum gleichen Kurse übernehme und den Betrag für die von der Industrie übernommenen (Aktien) zu einem Satze, welcher der jeweiligen Dividende entspräche, vorschießen würde. Außerdem sei Bedingung, daß für die Dresdner Bank eine besondere Kapitalherstellung nicht erfolge“ (Tagebuch Schäffers vom 29.7.31, IfZ ED 93, Bd. 12, Bl. 478). Vgl. auch Dok. Nr. 413.

Staatssekretär Dr. SchäfferSchäffer betonte, daß das Reich von der Garantie für die neuen Kreditoren der Danatbank möglichst bald freikommen müsse. Vielleicht sei es möglich, das Kapital der Danatbank in größerem Umfange zu erhöhen.

Der Reichsbankpräsident wies darauf hin, daß für die Danatbank eine Reichsgarantie vorliege4. Deshalb sei eine Kapitalerhöhung bei dieser Bank vielleicht nicht nötig.

4

S. Dok. Nr. 413, Anm. 3.

Dr. MelchiorMelchior führte aus, daß nach seiner Ansicht die Reichsgarantie für die neuen Kreditoren bei der Danatbank nicht aufgehoben werden dürfe.

Bankier WallenbergWallenberg äußerte sich in demselben Sinne wie Dr. Melchior.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen stellte Übereinstimmung darüber fest, daß für die Danatbank in erster Linie die Reichsgarantie genügen müsse, um die Bank wieder aktionsfähig zu machen. Daneben soll allerdings die Frage der Übernahme von 35 Millionen RM Danatbankaktien durch die rheinische Industrie weiterverfolgt werden. Eine Entscheidung soll möglichst im Laufe des Tages erfolgen.

Der Reichskanzler der inzwischen erschienen war, stellte sodann die Lage der Dresdner Bank zur Erörterung.

Bankier WallenbergWallenberg unterbreitete den Vorschlag, das Kapital der Dresdner Bank durch neue Emission von vielleicht 400 Millionen RM Vorzugsaktien zu verstärken, welche das Reich übernehmen solle.

Der Reichsbankpräsident warf die Frage auf, welche Stellung Geheimrat Schmitz zu diesem Problem einnehme.

Dr. MelchiorMelchior teilte mit, daß Geheimrat Schmitz in erster Linie für eine Fusion der Dresdner Bank mit der Reichs-Kredit-Gesellschaft eintrete5. In zweiter Linie sei er für eine neue Emission von Vorzugsaktien bei der Dresdner Bank.

5

S. Dok. Nr. 413.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen warf die Frage auf, ob nicht der Betrag von 400 Millionen RM Vorzugsaktien bei der Dresdner Bank zu hoch sei.

Bankier WallenbergWallenberg erwiderte, daß niemand sagen könne, ob auch ein Betrag von 300 Millionen RM genügen werde. Auf jeden Fall sei es erforderlich, die Dresdner Bank wirklich wieder aktionsfähig zu gestalten.

Der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen führte aus, daß die Dresdner Bank noch ungefähr 100 Millionen RM Kommunalobligationen[1453] besitze, die das Reich vielleicht beleihen könne. Vielleicht könne auch die Akzept- und Garantiebank sich noch an der Hilfsaktion für die Dresdner Bank beteiligen.

Es bestand Übereinstimmung darüber, daß auch die Dresdner Bank möglichst umgehend wieder aktionsfähig gestaltet werden solle. In Betracht kommt in erster Linie eine Neuemission von wahrscheinlich 300–400 Millionen RM Aktien, die das Reich übernehmen soll. Diese sowie andere Hilfsmöglichkeiten sollen möglichst im Laufe des Tages entschieden werden6.

6

Zur Fortsetzung der Beratung s. Dok. Nr. 417.

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