2.97.2 (lut1p): 2. Berichterstattung über die deutsch-französischen Handelsvertragsverhandlungen aus Anlaß der Abreise des Staatssekretärs Dr. Trendelenburg nach Paris.

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[317]2. Berichterstattung über die deutsch-französischen Handelsvertragsverhandlungen aus Anlaß der Abreise des Staatssekretärs Dr. Trendelenburg nach Paris.

Ministerialdirektor Posse berichtete mit Rücksicht auf die knappe zur Verfügung stehende Zeit nur über die Eisenzollfrage. Das Bestreben der Delegation und des Reichswirtschaftsministeriums sei dahin gegangen, die zunächst vertagten Verhandlungen zwischen den beiderseitigen Industrien sobald als möglich in Gang zu bringen. Die französische Regierung sei der gleichen Meinung wie wir, daß diese Verhandlungen rasch wieder aufgenommen werden müßten und daß alles darangesetzt werden sollte, diese Verhandlungen zu einem Ergebnis zu führen. Es sei Aussicht vorhanden, daß die Verhandlungen am 9. oder 10. d. Mts. wieder aufgenommen würden, und das Reichswirtschaftsministerium hege die begründete Erwartung, daß in kurzer Zeit eine Verständigung der beiden Industrien zustande kommt12. Sie hofften auf diese Verständigung schon deshalb, weil am 12. d. Mts. in London die Verhandlungen über das internationale Schienenkartell begönnen, für die eine Einigung zwischen der französischen und deutschen Industrie sehr wertvoll wäre. Wenn eine Verständigung gefunden wird, dann sei der Weg für die weiteren Handelsvertragsverhandlungen frei.

12

Einen ausführlichen Bericht über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen mit der frz. Eisenindustrie übersendet der Stahlwerks-Verband am 8. 6. an den RWiM: Neben der frz. verlange nunmehr auch die luxemb. Eisenindustrie die Zusicherung eines Eisenkontingents für ihre Einfuhr nach Dtld. Da die Besitzverhältnisse in Luxemburg, Lothringen und bei den Saar-Werken in vielen Fällen so gelagert seien, daß dieselben Personen in allen drei Wirtschaftsgebieten maßgebenden Einfluß besäßen und somit über die Produktion verfügen könnten, sei es nicht möglich, z. B. die Saarfrage gesondert zu behandeln. Die Rohstahlgemeinschaft (s. dazu Anm. 3 zu Dok. Nr. 44) habe daher den Franzosen vorgeschlagen, die Kontingente für diese drei Gebiete zusammenzufassen und ein Gesamtkontingent von 1,1 Mio t zu vereinbaren. „Die Kontingente selbst bedeuten, da in den Verhandlungen mit den Franzosen mit Kenntnis unserer Regierung das Zugeständnis gemacht wurde, für die eingeführten Mengen nur den halben Zollsatz zu erheben, eine außerordentliche Erleichterung des französischen und luxemburgischen Marktes. Diese wird noch wesentlich verstärkt durch die zollfreie Einfuhr der Saarkontingente nach Deutschland.“ Nachdem die Franzosen dieses Angebot als zu gering abgelehnt hätten, habe die dt. Industrie sich trotz großer Bedenken bereit erklärt, ihr Angebot auf insgesamt 1,5 Mio t zu erhöhen (R 43 I /1119 , Bl. 102-106).

Über die übrigen Fragen der deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen soll in den nächsten Tagen berichtet werden13.

13

S. Dok. Nr. 103, P. 4.

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