2.24.1 (ma11p): 1. Bericht des Ministerialdirektors Bail über die rheinische Goldnotenbank.

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 2). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Die Kabinette Marx I und II, Band 1 Wilhelm Marx Bild 146-1973-011-02Reichskanzler Marx vor seinem Wahllokal Bild 102-00392Hochverratsprozeß gegen die Teilnehmer am PutschDawes und Young Bild 102-00258

Extras:

 

Text

RTF

1. Bericht des Ministerialdirektors Bail über die rheinische Goldnotenbank.

Ministerialdirektor Bail berichtete über die Besprechungen, die er mit Vertretern des besetzten Gebietes in Köln über die Frage der rheinischen Goldnotenbank gehabt hat. Er führte folgendes aus: In Köln habe er besonders Hagen von der Stellungnahme des Reichskabinetts zur Frage der rheinischen Goldnotenbank1 unterrichtet. Hagen sei kurz darauf nach Bonn zu Besprechungen mit Tirard gefahren.

1

S. zuletzt Dok. Nr. 18, P. 1 unter I.

Hagen habe erklärt, daß er durch den Standpunkt der Reichsregierung in der Frage der rheinischen Goldnotenbank überrascht worden sei. Das Auswärtige Amt habe ihm vor ungefähr drei Wochen mitgeteilt, er solle in der Frage der Goldnotenbank weiter verhandeln. Jetzt erfahre er, daß er nicht verhandeln solle. Er könne mitteilen, daß bindende Abmachungen noch nicht getroffen worden seien. Die Statuten der Bank seien fertig. Hagen habe gebeten, von Pressemitteilungen über die ablehnende Stellung der Reichsregierung zur Frage der Goldnotenbank abzusehen. Er habe anfänglich es als für ihn notwendig bezeichnet, die Flucht in die Öffentlichkeit anzutreten. Später sei er jedoch auf diesen Punkt nicht zurückgekommen.

Ministerialdirektor Bail berichtete sodann weiter, daß er an der Versammlung in Köln teilgenommen habe, die von den Herren Hagen, v. Oppenheim, Wuppermann, Silverberg, v. Schröder und Pferdmenges besucht gewesen sei. Die Herren hätten ausgeführt, daß eine wirtschaftliche Verständigung mit Frankreich notwendig sei, und daß ferner weite Kreise im besetzten Gebiet sich schon auf Devisen umgestellt hätten. Die Herren ständen der Rentenmark wenig freundlich gegenüber. Die neue rheinische Goldnotenbank wollten sie auf 1/10 Dollar abstellen. v. Oppenheim habe betont, daß die Goldnotenbank nur wirtschaftliche Ziele verfolgen solle. Einen Vorschlag von ihm (Bail), dann doch die Goldnotenbank „Wirtschaftsbank“ zu bezeichnen, habe die Versammlung abgelehnt. An der Bank sollten sich deutsche Kreise mit 50%, Frankreich mit 30%, Belgien mit 6–10% beteiligen. Der Rest solle durch Neutrale aufgebracht werden. Es komme eine Beteiligung aller französischen Großbanken in Frage. Die Versammlung habe gegen den Währungskommissar eine außerordentlich unfreundliche Stellung eingenommen. Die Versammlung habe erklärt, daß sie den dringenden Wunsch habe, mit einer künftig zu errichtenden deutschen[107] zentralen Goldnotenbank zusammenzukommen. Im übrigen sei aus der Versammlung heraus der Wunsch geäußert worden, daß das Reich die Goldnotenbank genehmige, da sie für das besetzte Gebiet unbedingt notwendig sei. Das Zurückgehen der separatistischen Bewegung im besetzten Gebiet sei zum Teil auf das Fortschreiten der wirtschaftlichen Verhandlungen mit Frankreich zurückzuführen. Man müsse sich aber darüber klar sein, daß der Separatismus nur unsichtbar geworden sei und daß die separatistischen Tendenzen jederzeit mit vielleicht noch größerer Kraft wieder erwachen könnten.

Die Geschichte der rheinischen Goldnotenbank sei folgende: Vor einigen Wochen habe eine Aussprache führender Bankiers und Industrieller bei Geheimrat Hagen über die schwebenden wirtschaftlichen und politischen Fragen des besetzten Gebietes stattgefunden. Damals habe Schröder zuerst den Plan einer rheinischen Goldnotenbank entwickelt. Die Versammlung habe sich zunächst durchaus ablehnend verhalten. Allmählich habe der Gedanke einer Goldnotenbank jedoch festen Fuß in deutschen Kreisen des besetzten Gebietes gefaßt. Alle führenden Kreise im besetzten Gebiet seien jetzt der Auffassung, daß eine Verständigung mit Frankreich unbedingt erforderlich sei. Vor allem vertrete auch Silverberg diese Auffassung. Das vorhin erwähnte Konsortium, nämlich die Herren Hagen, v. Oppenheim, Wuppermann, Silverberg, v. Schröder und Pferdmenges, wünsche so bald als möglich eine Besprechung über die rheinische Goldnotenbank mit den zuständigen Ministern.

Ein Statut der Goldnotenbank, über dessen Fassung man sich auf französischer und deutscher Seite einig geworden sei, werde der Reichsregierung und der Interalliierten Rheinlandkommission zur Genehmigung vorgelegt werden. Das Konsortium lege auf die Genehmigung durch die Reichsregierung großen Wert. Ihm (Bail) werde ein Statut zu treuen Händen übersandt werden.

Hagen habe auch mit Tirard über die Fundierung der Rentenbank im besetzten Gebiet verhandelt. Tirard habe erklärt, die Fundierung werde erfolgen Zug um Zug gegen Genehmigung der rheinischen Goldnotenbank.

Auf Vorschlag des Reichsministers der Finanzen stellte der Vizekanzler fest, daß das Konsortium am Donnerstag, den 20. Dezember  10½  Uhr vormittags im Reichsfinanzministerium empfangen werden solle2.

2

Eine Besprechung mit den dt. Interessenten der rhein. Goldnotenbank findet bereits am 17. 12. in der Rkei statt (Dok. Nr. 29).

Extras (Fußzeile):