1.170.9 (ma32p): 6. Oberschlesische Frage.

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6. Oberschlesische Frage.

Der Reichsminister des Auswärtigen führte aus, daß die seinerzeit bei der Königs- und Laurahütte in Kattowitz herbeigeführte Unterstützungsaktion des Reichs17, insbesondere die Beteiligung des Reichs an der Holding-Gesellschaft bedauerlicherweise nicht unbekannt geblieben sei. Einem Bericht des deutschen Gesandten in Wien, Grafen Lerchenfeld, zufolge habe ein Bankier Auspitzer dem Grafen Lerchenfeld gegenüber kürzlich sich bereit erklärt, die Anteile des Reichs an der Holding-Gesellschaft zu übernehmen. Dieser habe erwidert, ihm sei von einer Beteiligung des Reichs nichts bekannt.

17

Siehe Dok. Nr. 243, P. 8 und Nr. 263, P. 2.

Leider hätten vor allem auch die Polen von der Beteiligung des Reichs Kenntnis erhalten. Von polnischer Seite seien infolgedessen große Schwierigkeiten gegenüber der Königs- und Laurahütte zu befürchten, besonders dann, wenn das Verhältnis Deutschlands zu Polen sich verschlechtern sollte.

Er bitte aus außenpolitischen Gründen um den grundsätzlichen Beschluß des Kabinetts, hier zu helfen. Auf welche Weise geholfen werden könne, werde wohl vor allem das Reichswirtschaftsministerium prüfen müssen.

Der Reichswirtschaftsminister führte aus, daß die außenpolitischen Bedenken gegen eine Hilfeleistung des Reichs, insbesondere gegen eine Beteiligung des Reichs schon damals bestanden hätten. Er habe die Besorgnis, daß die Interessenten bei Verhandlungen des Reichs über Abstoßung seiner Beteiligung in irgend einer Form die zu gewährende Entschädigung stark drücken würden. Im Augenblick sehe er schwer Möglichkeiten zu helfen. Deshalb sei es vielleicht besser, jetzt keinen grundsätzlichen Beschluß zu fassen und die weiteren Verhandlungen dem Finanz- und Wirtschaftsministerium zu überlassen.

Staatssekretär Dr. Popitz wies darauf hin, daß die Reichsregierung seinerzeit im Interesse der Geheimhaltung der Angelegenheit die Gelder ohne Zustimmung des Haushaltsausschusses des Reichstags gegeben habe. Jedenfalls werde man jetzt einen Ausweg suchen müssen.

Das Reichskabinett nahm von den Ausführungen des Reichsministers des Auswärtigen bezüglich der ostoberschlesischen Industriefrage Kenntnis.

[1292] Die weitere Veranlassung bleibt dem Reichswirtschafts- und dem Reichsfinanzministerium überlassen.

Staatssekretär Dr. Weismann erklärte, daß Preußen den Weg des Reichs gehen werde18.

18

Am 5.9.29 vermerkte MinR Feßler: „Nach Mitteilung des Reichswirtschaftsministeriums (Ministerialdirigent Heintze) hat das Reich seinen Aktienbesitz an der Vereinigten Königs- und Laurahütte inzwischen verkauft. Der Kaufpreis ist bezahlt. Das Reich hat der Vereinigten Laura- und Königshütte in Kattowitz mit Preußen einen Kredit in Höhe von 25 Millionen gewährt. Dafür haben die amerikanischen Vertragsgegner die Deutscherhaltung des Personals und der Betriebe, nach Ansicht des Reichswirtschaftsministeriums in ausreichendem Umfange, zugestanden.“ (R 43 I /123 , Bl. 31). Siehe dazu auch die Niederschrift Plancks über die Chefbesprechung am 30.8.28 (R 43 I /369 , Bl. 133–134).

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