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1. Brotpreis1.

1

Über die Entwicklung der Ernährungslage s. zuletzt Dok. Nr. 217, P. c.

Der Reichsernährungsminister berichtete über den Stand des Brotpreises in Berlin. Nachdem in Verhandlungen mit den Bäckern und Mehlhändlern am 3. d. M. ein Brotpreis von 65–70 Milliarden festgestellt worden sei, hätten am 4. die Bäcker sich erneut zusammengefunden, diesmal ohne Beteiligung des Reichsernährungsministeriums, und hätten den Brotpreis auf 140 Milliarden festgesetzt. Dieser Preis sei auch von der Preisprüfungsstelle der Stadt Berlin[966] genehmigt worden. Als Grund für die außerordentliche Steigerung gäben die Bäcker an, die Mehlhändler berechneten den Mehlpreis auf der Dollarbasis von 2½ Billionenen2.

2

Dazu wurde in der „Zeit“, Nr. 256 v. 4.11.23, mitgeteilt, die Vertreter der Berliner Bäcker hätten dem REM die Forderung unterbreitet, „auf die Landwirtschaft dahin einzuwirken, daß angesichts der glänzenden Ernte auch die Produzenten von ihrer bisherigen Preispolitik abweichen mögen. Während noch vor vierzehn Tagen die Landwirtschaft den Doppelzentner Getreide auf der Basis von 5 Dollars an die Mühlen und den Großhandel abgab, wird von den Erzeugern jetzt ein Preis auf der Grundlage von 8 bis 9 Dollars verlangt. Diese Forderung wird sowohl von den Bäckern als auch von den Mühlen und den Vertretern des Großhandels als absolut unberechtigt bezeichnet. Es wird von ihnen verlangt, daß die Regierung hier eingreift, um Vorbeugungsmaßregeln zu treffen, da andernfalls für die Versorgung der Bevölkerung mit Brot in naher Zukunft die schwersten Gefahren eintreten.“

Er, der Reichsernährungsminister, habe eine erneute Zusammenkunft der Bäcker und Mehlhändler einberufen und werde, falls eine Einigung sich nicht erzielen lasse, die Mehlbestände in Berlin beschlagnahmen und zum Dollarstande von 425 Milliarden verkaufen lassen.

Staatssekretär Weismann erklärte, daß die Preußische Staatsregierung mit einem solchen Vorgehen einverstanden sein würde.

Der Reichsarbeitsminister stellte fest, daß das Ministerium das Vorgehen des Reichsernährungsministers billige und regte den Entwurf einer entsprechenden Mitteilung für die Presse im Einvernehmen mit dem Reichspressechef an3.

3

Unter der Überschrift „Gegen ungerechtfertigte Brotverteuerung“ meldete „Die Zeit“, Nr. 257 v. 6.11.23: „Die Reichsregierung und die preußische Regierung haben Maßnahmen in die Wege geleitet, um jede ungerechtfertigte und übertriebene Brotverteuerung zu unterbinden. Die Mehlvorräte, die sich in den Speichern der Mehlhändler in Berlin befinden, werden noch heute beschlagnahmt, und das Mehl wird sofort von den zuständigen Regierungsstellen zu ordnungsmäßigen Preisen den Bäckern zugeführt werden. Gleichzeitig werden die Verhältnisse auf dem Mehl- und Brotmarkt behördlich aufs strengste nachgeprüft und etwaige Wuchervergehen sofort unnachsichtlich geahndet.“

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