1.156.1 (lut2p): [Anlage]

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Die Kabinette Luther I und II (1925/26), Band 2.Das Kabinett Luther I Bild 102-02064Reichspräsident Friedrich Ebert verstorben Bild 102-01129Hindenburgkopf Bild 146-1986-107-32AStresemann, Chamberlain, Briand Bild 183-R03618

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Text

RTF

[Anlage]

Herrn Reichsfinanzminister Dr. Reinhold. 29. März 1926

Streng vertraulich!

Sehr verehrter Herr Minister!

In Vollmacht des für längere Zeit ortsabwesenden Herrn Reichswehrministers und des Chefs der Marineleitung2 beehre ich mich, Ihnen im Anschluß an das Gespräch, das der Herr Reichswehrminister kurz vor seiner Abreise3 am 27. März im Kabinett mit Ihnen geführt hat4, folgendes zu unterbreiten:

2

Admiral Zenker.

3

Vgl. Anm. 21 zu Dok. Nr. 330.

4

Hierzu nichts ermittelt.

Es besteht die Möglichkeit, in der spanischen Industrie für bestimmte Zwecke festen Fuß zu fassen. Die Einzelheiten ergeben sich aus den Anlagen, nämlich:

Anlage 1.

Standpunkt der Marineleitung über den Aufbau einer Rüstungsindustrie in Spanien5.

Anlage 2.

Stellungnahme der Direktion der Deutschen Bank hierzu6.

Anlage 3.

Niederschrift über die Besprechung in der Reichskredit-Gesellschaft über die Möglichkeit der Durchführung der deutschen Beteiligung7.

5

S. unten.

6

Hier nicht abgedruckt. Die nicht gezeichnete, vom 25.3.26 datierte Stellungnahme würdigt einleitend die wirtschaftlichen und außenpolitischen Gesichtspunkte des Projekts (Aufträge an die dt. Industrie, Verbesserung der dt.-span. Beziehungen) und fährt dann fort: Im vorliegenden Falle müsse für die Beihilfe des Reichs eine Form gewählt werden, „die von vornherein jeden Verdacht ausschließt, daß der Fiskus an dem Geschäft aus irgendwelchen Gründen interessiert ist. Dies ließe sich etwa in folgender Weise ermöglichen: Die Reichskredit-Gesellschaft, die fortlaufend erhebliche Reichsmittel zu verwalten hat, schafft dem Banco Aleman Transatlantico in Madrid ein Guthaben in der Höhe, wie dies den Wünschen der Spanier entsprechen würde, und zwar am zweckmäßigsten, um ein Valuta-Risiko auszuschließen, in englischen Pfund. Der Banco Aleman Transatlantico würde der Reichskredit-Gesellschaft diese Gelder etwa zu 4% (?) verzinsen und sie mit 5% (?) an die spanische Firma weitergeben, so daß nach außen hin der Banco Aleman Transatlantico als Finanzierungsinstitut auftreten, während in Wirklichkeit aber die Finanzierung nur mit Hilfe der von der Reichskredit-Gesellschaft bereitgestellten Mittel ermöglicht wird.“

7
 

Hier nicht abgedruckt. Es handelt sich um eine nicht gezeichnete „Niederschrift über die Besprechung in der Reichskredit-Gesellschaft vom 25. März 1926 zwischen dem Chef der Seetransportabteilung, Kapt. z. See Lohmann, und den Herren Direktoren Simmonds und Ritscher betreffend die Finanzierung des spanischen Projekts“. In dieser Besprechung erklärte sich hiernach die Reichskredit-Gesellschaft unter der Bedingung, daß die Kredit-Garantie vom RFMin. voll übernommen würde, mit folgendem Finanzierungsplan einverstanden: „Für die Durchführung des Projekts soll dem spanischen Großindustriellen Echevarrieta möglichst bald ein Kredit bis zu 8 Millionen Peseten auf 10 Jahre zu einem Zinssatz von 5% p.a. bei einer Bank in Spanien zur Verfügung gestellt werden. Die Inanspruchnahme des Kredits soll […] zu solchen Terminen erfolgen, wie es die praktische Durchführung der einzelnen Aufträge erfordert.“ Als Sicherheit verpfändet Echevarrieta: 1) seine Werft in Cadiz, 2) seine Forderungen an den span. Staat aufgrund seines Vertrages über die Errichtung einer Torpedowerft in Cadiz. – Für die banktechnische Durchführung des Projekts wurde in der Besprechung ein Verfahren in Aussicht genommen, das den Vorschlägen der Dt. Bank (vgl. Anm. 6) im wesentlichen entspricht.

[1239] Aus den Anlagen ergibt sich, daß das Projekt von einer militärischen, politischen und wirtschaftlichen Tragweite ist, die von allen Beteiligten als noch nie dagewesen bezeichnet wurde. Wir verschaffen uns bei Durchführung des Projektes nicht nur militärisch die einzige Möglichkeit, unsere durch den Versailler Vertrag verbotene Rüstungsindustrie und den U-Bootsbau in Spanien durchzuführen und für uns kriegsbereit zu halten, sondern wir schaffen auch ferner eine bessere politische Atmosphäre und eine Auftragserteilung von mindestens 120–150 Mill. Peseten an die deutsche Industrie, die, als vom Auslande kommend, als reiner Zuwachs zum deutschen Nationalvermögen angesehen werden müssen.

Um Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch zu nehmen, möchte ich mich auf Einzelheiten schriftlich nicht weiter einlassen, sondern nur noch erwähnen, daß der Herr Reichswehrminister, der Herr Reichskanzler und der Herr Reichsaußenminister entscheidenden Wert auf das Zustandekommen des Projektes legen, das wegen seines diskreten Inhalts zu Verhandlungen in einem größeren Kreise (Gesamtkabinett oder Haushaltsausschuß) keinesfalls geeignet ist.

Den spanischen Unterhändlern, die auf Grund mündlicher Besprechungen mit den beteiligten Ministern die Bedeutung der Frage voll erkannt haben und sich insbesondere dafür einsetzen wollen, daß bei Durchführung des Projektes Spanien und der König von Spanien8 sich grundsätzlich auf eine Deutschland günstige Position im Herbst in Genf stellt, eine Angelegenheit, die der Herr Reichsaußenminister von ganz außerordentlicher Tragweite für seine zukünftige Politik bezeichnet hat, ist eröffnet worden, daß sie möglichst bei ihrer Ankunft in Madrid am 4. April telegrafische Nachricht erhalten würden.

8

Alfons XIII.

 

Im Namen der beteiligten Reichsminister möchte ich daher an Sie heute die Bitte richten, an die Reichskredit-Gesellschaft zu Händen von Herrn Direktor Simmonds ein streng vertrauliches Schreiben abzusenden, dessen Inhalt ich als Anlage 4 kurz skizziert habe9.

9

Lt. beigefügtem Entw. sollte der RFM in diesem Schreiben erklären, daß er mit dem Kredit der Reichskredit-Gesellschaft an den Banco Aleman Transatlantico (vgl. Anm. 6) sowie mit der Absicherung dieses Kredits durch eine Garantie des RFMin. einverstanden sei.

 

Herr Direktor Simmonds hat sich mir gegenüber bereit erklärt, sich jederzeit zu weiteren Auskünften für den Herrn Reichsfinanzminister zur Verfügung zu halten, ebenso ist der Präsident des Aufsichtsrates der Banco Aleman Transatlantico, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, Herr Millington-Herrmann,[1240] jederzeit bereit, auf Grund seiner jahrzehntelangen spanischen Erfahrungen und Kenntnisse jegliche gewünschte Auskunft über die Bedeutung der Durchführung des Projektes in Spanien zu geben.

Ich wäre zu großem Dank verpflichtet, wenn das Reichswehrministerium, zu meinen Händen (persönlich), eine Abschrift Ihres Schreibens an die Reichskredit-Gesellschaft erhalten würde, um daraufhin endgültig die Forderungen der Marineleitung präzisieren zu können.

Mit vorzüglicher Hochachtung

habe ich die Ehre zu sein

Ihr ergebenster

[Unterschrift fehlt]

Kapitän zur See

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