Text

RTF

2. Außerhalb der Tagesordnung: Londoner Konferenz9.

⁹

Am 16. 7. hatte die interall. Konferenz in London begonnen. S. das Weißbuch des AA: Die Londoner Konferenz, Juli–August 1924, Berlin 1925; ferner Schultheß 1924, S. 419 ff.

Der Reichsminister des Auswärtigen berichtete, daß er soeben günstigere Nachrichten über die Lage in London erhalten habe. Die amerikanischen und englischen Geldgeber hätten von sich aus ein neues Programm für die Konferenz entworfen, welches auf Grund der Einwirkung des Reichsbankpräsidenten Schacht als Voraussetzung für die zu gewährende Anleihe die Räumung der Ruhr und der drei Sanktionsstädte vorsehe10.

¹⁰

Am 15. 7. telegrafierte Botschafter Sthamer aus London: „Ganz geheim. Schacht mitteilt: Nachdem Kindersley mich gestern abend hierher genötigt hat, habe ich Bankgesetz mit ihm und Young befriedigend durchgesprochen. […] Ich profitierte von meiner Anwesenheit, um mit Norman, Young und Colonel House, mit jedem einzeln, zu sprechen und dt. Standpunkt auseinanderzusetzen. Nämlich im wesentlichen Teilnahme Deutschlands an Konferenz, militärische Räumung von Ruhr, Düsseldorf, Duisburg, Ruhrort und Beseitigung willkürlicher militärischer oder politischer Einmischung während Aktionszeit des Dawes-Plans. Alle drei waren vollständig einverstanden. Norman zeigte mir streng vertraulich Liste derjenigen Punkte, die nach seiner Ansicht von Anleihe-Syndikat verlangt werden müßten, wobei er auf meine Veranlassung die von ihm vergessenen drei Städte einfügte. Seine Liste enthielt Eliminierung der Repko bei der Feststellung von Verfehlungen und möchte diese Funktion Transfer Committee oder dem Coordinating Committee der verschiedenen Commissioners, lieber aber ersterem übertragen, wobei ein Treuhänder für die 800 Millionen-Anleihe eingeschlossen werden soll, der mit Transfer Agent identisch sein kann.“ (Pol. Arch. des AA, Büro RM, 5 Reparation, Bd. 19).