2.65 (vsc1p): Nr. 65 Niederschrift aus dem Büro des Reichspräsidenten über den Empfang des Reichskanzlers durch den Reichspräsidenten am 23. Januar 1933

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[284] Nr. 65
Niederschrift aus dem Büro des Reichspräsidenten über den Empfang des Reichskanzlers durch den Reichspräsidenten am 23. Januar 19331

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Bei dem nachfolgenden Dok. handelt es sich um den ersten Teil einer unsignierten, auf den 28.1.1933 datierten Niederschrift u.d.T. „Notizen über die Empfänge des Reichskanzlers von Schleicher am 23. und 28. Januar 1933“. Der zweite Teil ist als Dok. Nr. 72 abgedruckt. – Der Verfasser konnte nicht ermittelt werden. Es liegt nahe, ihn in StS Meissner zu sehen, der in seinen Memoiren – nicht immer in Übereinstimmung mit der vorliegenden Niederschrift – weitere Einzelheiten über die Besprechungen des RPräs. mit dem RK mitteilt und zugleich von den vorangehenden Bemühungen v. Papens, „eine nationale Regierung unter maßgeblicher Beteiligung der Nationalsozialisten und Deutschnationalen“ zustandezubringen, berichtet (Otto Meissner: Staatssekretär unter Ebert – Hindenburg – Hitler. S. 253 ff.). Die wichtigsten Kontakte wurden, nachdem Papen Anfang Januar mit Hitler und führenden rheinischen Großindustriellen zusammengetroffen war (vgl. Dok. Nr. 54), unter strikter Geheimhaltung in dem Dahlemer Haus der Eheleute v. Ribbentrop geknüpft. Nach den zeitgenössischen Aufzeichnungen der Ribbentrops fanden zwischen dem 10. und 24.1.1933 sechs diesbezügliche Unterredungen, teils mit Papen allein, teils mit Papen und Hitler statt. In seiner ersten Besprechung nach der für ihn relativ erfolgreich verlaufenen Wahl in Lippe soll Hitler am 18. 1. auf seinem Anspruch, Kanzler zu werden, bestanden haben. Papen habe das für unmöglich gehalten; dies „durchzusetzen, übersteige seinen Einfluß bei Hindenburg“. Ribbentrop will bei dieser Gelegenheit „versuchsweise den Vorschlag, den Sohn Hindenburg mit Hitler zusammenzubringen“, gemacht haben. Dieses Treffen, zu dem auch andere führende Nationalsozialisten ebenso wie StS Meissner hinzugezogen wurden, fand am Abend des 22. 1. statt. Auf ein zweistündiges Gespräch Hitler – Oskar v. Hindenburg folgte eine Aussprache Hitlers mit Papen. Laut Ribbentrop habe Papen „jetzt [die] Kanzlerschaft Hitlers durchsetzen“ wollen. Er sei mit dieser Absicht am Morgen des 23. 1. beim RPräs. aber nicht durchgedrungen (Joachim v. Ribbentrop: Zwischen London und Moskau. S. 38 f.). Vgl. dazu – teils abweichend – Franz v. Papen: Der Wahrheit eine Gasse. S. 265 f.; ders.: Vom Scheitern einer Demokratie. S. 369 f.; Hans Otto Meissner: 30. Januar ’33. S. 228 ff., 239 ff.

BayerHStA, Manuskriptensammlung 629, Bl. 572–573 Kopie2

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Die „Notizen“ befinden sich im Original im Dt. Zentralarchiv Potsdam, Bestand Büro des Reichspräsidenten, Bd. 47; darauf gestützter Abdruck u. a. bei Thilo Vogelsang: Reichswehr, Staat und NSDAP. S. 490 f.

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