2.73.7 (bau1p): 7. Lähmung der Neubautätigkeit durch Baustoffmangel.

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7. Lähmung der Neubautätigkeit durch Baustoffmangel.

Der Wohnungskommissar15 führte im einzelnen aus, daß die Neubautätigkeit erschwert werde einmal durch die Unrentabilität der Neubauten und zweitens durch das Fehlen der Baustoffe. Der Mangel an letzteren (Ziegel, Kalk, Zement) beruhe auf der mangelnden Kohlenbelieferung und er müsse daher dringend bitten, den in Frage kommenden Betrieben mehr Kohlen zu liefern, wobei er vorschlug, die Zuweisung der Mengen durch ihn und nicht wie bisher durch die einzelnen Verbände erfolgen zu lassen. Evtl. müsse eine bessere Belieferung der Baustoffindustrie dadurch herbeigeführt werden, daß man die Luxusindustrie, insbesondere die Glas- und Papierindustrie schlechter beliefere.

15

Die Befugnisse des Reichskommissars für das Wohnungswesen nimmt der RArbM wahr.

[288] Der Reichskohlenkommissar erwiderte, daß er das Mögliche seinerseits getan hätte, daß aber ein Mehr zur Zeit nicht geschehen könne. Der Kohlenmangel beruhe zur Zeit in der schlechten Beförderungsmöglichkeit, insbesondere in dem Waggonmangel. Er gab im einzelnen Zahlen über die Gestellung von Wagen für die verschiedenen Jahre. Die Glas- und Luxuspapier-Industrie sei bereits äußerst beschränkt; die Kohlen, die sie bekämen, erhielten sie fast alle per Achse, da die meisten Fabriken in der Nähe der Kohlengebiete lägen.

Der Reichsschatzminister stellte fest, daß die Kohlenförderung erfreulicherweise im Steigen begriffen sei, daß aber die trostlose Lage der Staatsbahnverwaltung zur Last zu schreiben sei. Die Reparaturen der Lokomotiven müßten durchaus beschleunigt werden; dazu sei eine Besserung der Verhältnisse in den Betriebswerkstätten unbedingt erforderlich; auch würde die Einführung der Akkordarbeit notwendig sein, die die Werkstätten bisher abgelehnt hätten. Die Angelegenheit sei eine Lebensfrage der deutschen Nation; gegebenenfalls müsse der Personenverkehr noch weiter gedrosselt oder aber wochenweise überhaupt eingestellt werden.

Der Reichspostminister war der Auffassung, daß man möglichst auch den Fachwerkbau wieder benutzen solle und daß man vor allem eine Besserung der Verhältnisse in den Eisenbahnwerkstätten herbeiführen müsse.

Der Reichskanzler stellte fest, daß über die Notwendigkeit, die Baustoffindustrie mit Kohlen zu versehen, Einigkeit bestünde und daß der Kohlenkommissar tun werde, was er tun könne und prüfen werde, ob er gegebenenfalls noch andere Betriebe drosseln könne; ein Hauptgrund der mangelnden Kohlenbelieferung läge zur Zeit in der mangelhaften Beförderung, und es werde von ihm aus mit dem Preußischen Eisenbahnminister noch verhandelt werden16.

16

Siehe dazu weiter Dok. Nr. 76.

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