2.102.5 (ma11p): 6. [Kampf mit den Separatisten in Pirmasens.]

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6. [Kampf mit den Separatisten in Pirmasens.]

Der Reichspostminister machte davon Mitteilung, daß es gestern früh in Pirmasens zwischen Separatisten und der Bevölkerung zum Kampfe gekommen sei. Die Bevölkerung habe die Separatisten im Bezirksamt angegriffen, diese hätten sich verschanzt und Barrikaden errichtet, außerdem hätten sie auch auf die Bevölkerung aus dem Hause geschossen. Darauf hätte die Bevölkerung mit Benzin die Barrikaden in Brand gesetzt. Darauf sei das Bezirksamt selbst in Brand geraten. Die aus dem brennenden Hause flüchtenden Separatisten hätten um Gnade gefleht, die Bevölkerung hätte aber 28 Mann erschlagen. Auf seiten der Bevölkerung seien 8 Tote zu verzeichnen. Nach dem Vorfall seien marokkanische Truppen angerückt, die Verkehrssperre von 7 Uhr[359] abends bis 7 Uhr morgens sei eingeführt und die Ludwigshafener Brücke sei gesperrt worden3. Im Hinblick auf die Möglichkeit außenpolitischer Schwierigkeiten lege er Wert darauf, hiervon Mitteilung zu machen.

3

Vgl. DAZ Nr. 73 u. 74 vom 13. 2.

Der Reichsminister des Auswärtigen erklärte, er verstehe vollkommen das Verhalten der Bevölkerung, die Separatisten könne man in keiner Weise bedauern4. Er glaube nicht, daß irgendwelche Schwierigkeiten außenpolitischer Natur hieraus entstehen würden. Man müsse zunächst genauere Meldungen abwarten.

4

Vgl. dazu die Rede Stresemanns vor dem RT am 22. 2., RT-Bd. 361, S. 12433 : „Wenn heute Protest dagegen erhoben wird, daß es [bei der Bekämpfung der Separatisten] zu Bluttaten gekommen sei, wenn man von dem Grauen spricht, das unzweifelhaft über den Dingen liegt, die sich abgespielt haben, von einem Grauen, das uns etwa an Zeiten deutscher Geschichte erinnert, von denen Hermann Löns in seinem ‚Werwolf‘ spricht, so soll man sich doch bewußt sein, daß es, wenn man die Geduld eines Volkes bis aufs Äußerste spannt, Taten gibt, die juristisch zwar zu verurteilen sind, die aber vor Gott und dem Göttlichen in uns, dem Gewissen des Menschen, durchaus zu verteidigen sind.“ (auch in: Stresemann, Vermächtnis I, S. 318).

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