2.33 (str1p): Nr. 33 Kabinettssitzung vom 30. August 1923, 18 Uhr

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 1). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Die Kabinette Stresemann I und II. Band 1Gustav Stresemann und Werner Freiherr von Rheinhaben Bild 102-00171Bild 146-1972-062-11Reichsexekution gegen Sachsen. Bild 102-00189Odeonsplatz in München am 9.11.1923 Bild 119-1426

Extras:

 

Text

RTF

Nr. 33
Kabinettssitzung vom 30. August 1923, 18 Uhr

R 43 I /1387 , f. 63–70

Anwesend: Stresemann, Schmidt, Sollmann, Hilferding, von Raumer, Radbruch, Höfle, Oeser, Luther, Fuchs; RSparKom. Saemisch; StS von Rheinbaben, Weismann, Trendelenburg, von Maltzan, Fischer, Stieler; MinDir. Sitzler; GehR Ritter, Schäffer, Kempner; LegR von Stohrer; RegR von Stockhausen1; Protokoll: RegR Grävell.

1

Stockhausen berichtet in seinem Tagebuch, daß der Dollarkurs am Abend des 30.8.11 Mrd. RM betragen habe und schloß daraus auf zunehmende innenpolitische Erregung. „6 Uhr abends tritt das Kabinett unter Stresemanns Vorsitz zusammen. Hilferding, der sozialistisch-jüdische Reichsfinanzminister macht einen hilflosen und verzweifelten Eindruck. Über ihm schlagen die Wogen der Papier-Billionen zusammen. Ich glaube, er sehnt sich nach den seligen Zeiten zurück, da ein gewisser Körperteil auf keinen Ministersessel drückte. Hilferding appelliert an den Reichskanzler, wie einst der Finanzminister Necker an den König: ‚Sire, machen Sie eine gute Politik, dann schaffe ich Banknoten!‘ Der Reichskanzler antwortet überlegen, klar und ruhig: ‚Die Außenpolitik allein kann uns nicht retten, im Gegenteil es werde eher möglich sein, zu Verhandlungen mit Aussicht auf Erfolg zu kommen, wenn wir mit allen Kräften die Ordnung im Innern aufrecht erhalten, wie wenn wir den Dingen ihren Lauf ließen. – Auch könne ein Kranker sich oft noch länger am Leben erhalten, wie man gemeinhin annehme, da tue unter Umständen eine Morphiumspritze zu rechter Zeit Wunder!‘ – Die Besprechung wird sodann über diese Morphiumspritze fortgesetzt. Die Schaffung eines wertbeständigen Zahlungsmittels wird erwogen. – Die Stimmung ist ernst und ein dumpfer Druck lastet auf der Sitzung. Wie lange werden wir den passiven Widerstand noch finanzieren können? – Gott behüte uns vor der ‚weißen Fahne‘ des November 1918“ (BA: NL v. Stockhausen  5).

Extras (Fußzeile):