1.143 (bru2p): Nr. 395 Staatssekretär Pünder an Ministerialrat Feßler. 17. Juli 1931

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Nr. 395
Staatssekretär Pünder an Ministerialrat Feßler. 17. Juli 1931

R 43 I /2371 , S. 333–334 Durchschrift

[Feßlers Teilnahme an den Konferenzen in Paris und London.]

Lieber Herr Feßler!

Im Nachgang zu unserer kurzen Besprechung am gestrigen Abend möchte ich Ihnen hiermit nochmals mitteilen, daß Sie den Herrn Reichskanzler auf seiner politischen Reise nach Paris und London begleiten sollen1. Indem ich Sie zu dieser Wahl des Herrn Reichskanzlers beglückwünsche, darf ich wegen der Gestaltung Ihres Dienstes auf der Reise kurz folgendes sagen:

1

Vgl. Dok. Nr. 391.

Nach meinen langjährigen Erfahrungen auf solchen Konferenzen wird Ihre Arbeit recht schwierig und umfangreich sein. Wenngleich für die technischen und höfischen Dinge durch die Teilnahme eines besonderen Beamten des Auswärtigen Amts gesorgt ist, wird es natürlich eine wichtige Nebenaufgabe für Sie sein, auch in allen solchen Dingen dauernd um den Herrn Reichskanzler bemüht zu sein. Ich bitte Sie daher, auch insofern mit Herrn Geheimrat Reinebeck im Auswärtigen Amt dauernd in engster Fühlung zu bleiben und zu handeln. Ihre Hauptaufgabe ist naturgemäß die wirtschaftspolitische Beratung[1382] des Herrn Reichskanzlers. Diese wird sich insofern manchmal schwierig gestalten, als, wie es bei solchen Konferenzen üblich ist, die Referenten keineswegs an allen Besprechungen teilnehmen werden. Es wird daher für Sie notwendig sein, durch fortgesetzte Fühlungnahme mit allen in Betracht kommenden fachlichen Stellen dauernd den Überblick über den jeweiligen Stand der Beratungen zu haben. Eine sehr wichtige Aufgabe gerade für Sie ist ferner die unbedingte Sicherstellung dauernder und rechtzeitiger Orientierung des Reichskabinetts in Berlin. Da nach meinen langjährigen Erfahrungen in dem Trubel der Konferenzen gerade dieser Punkt leicht etwas in den Hintergrund tritt, fühle ich mich verpflichtet, diesen Punkt schon im jetzigen Augenblick besonders zu unterstreichen. Es wird durch Sie unbedingt sichergestellt werden müssen, daß zum mindesten einmal täglich in knapper, aber doch erschöpfender Weise telegraphisch Berlin orientiert wird. Wer diese Telegramme entwerfen wird, wird von der Gestaltung, der Zusammenarbeit und der Organisation der Delegation abhängen; gegebenenfalls müßten Sie sich dieser Arbeit unterziehen und die Telegramme, wenn irgend möglich, vor Absendung dem Herrn Reichskanzler vorlegen und von ihm zeichnen lassen. Da in Berlin verschiedene Ressorts zuständig sind, wäre es nach früheren Erfahrungen am zweckmäßigsten, die Telegramme an die Reichskanzlei, zugleich für Büro Reichspräsident und Reparationsministerien, zu richten. Soweit erforderlich, wären die Telegramme durch Telephonanrufe in Berlin zu ergänzen.

Sie werden es verstehen, daß ich auf Grund meiner Erfahrungen, die ich auf vielen Konferenzen im Laufe langer Jahre gesammelt habe, Ihnen schon jetzt diese Richtlinien an die Hand gebe. Alles in allem, wird es eben Ihre Aufgabe sein, als erstklassiger, aber möglichst geräuschlos arbeitender Generalschutzengel über der Delegation zu schweben und mit äußerster Anstrengung absolut sicher zu stellen, daß der Faden nach Berlin nicht abreißt. Indem ich zum Schluß Ihnen alles Gute wünsche, bin ich mit herzlichen Grüßen

Ihr

gez. Dr. Pünder.

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