2.65 (vpa1p): Nr. 65 Adolf Hitler an den Reichskanzler. Königsberg Pr., 18. Juli 1932

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 3). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Das Kabinett von Papen Band 1Das Kabinett von Papen Bild 183-R1230-505Wahllokal in Berlin Bild 102-03497AGöring, Esser und Rauch B 145 Bild-P046294Ausnahmezustand in Berlin während des „Preußenschlages“.Bild 102-13679

Extras:

 

Text

RTF

Nr. 65
Adolf Hitler an den Reichskanzler. Königsberg Pr., 18. Juli 1932

R 43 I /2694 , Bl. 335–338 Brieftelegramm1

1

Das Telegramm wurde lt. Vermerk am Kopf der Vorlage beim Königsberger Telegrafenamt aufgegeben am Morgen des 18. 7. um „01.05“ Uhr. – Nach „VB“ vom 19. 7. sandte Hitler Telegramme dieses Wortlauts zugleich auch an den RPräs., den RIM und den RWeM.

[Vorgehen der preußischen Polizei gegen die NSDAP]

Heute2 fand aus Anlaß des Reichstagswahlkampfes in Königsberg eine gewaltige Kundgebung der nationalsozialistischen Bewegung statt. In mustergültiger Ordnung hielt die SA einen Propagandamarsch durch die Stadt ab. Als die Kolonnen bei mir vorbeimarschierten, wurde ich Zeuge so ungeheuerlicher Provokationen von seiten der Königsberger Polizei, daß nur die grenzenlose Disziplin meiner Anhänger eine Katastrophe verhinderte, die in ihren Folgen unabsehbar sein konnte, anscheinend aber von dem verantwortlichen Polizeioffizier Fischer beabsichtigt war. Eine Stunde lang ließ dieser Polizeioffizier berittene Polizei teils vor meinem Wagen, teils vor den Marschkolonnen am Platz des Vorbeimarsches sich herumtreiben, ließ immer wieder in die Kolonnen hineinreiten und – als auch dieses nicht zu dem gewünschten Aufstand führte – rücksichtslos in das Publikum hineinreiten. Als auch dieses nichts fruchtete, erschienen plötzlich sechs schwere Überfallwagen und fuhren nun teils in die Marschkolonnen, teils in die Zuschauer hinein. Ausländische Korrespondenten, die sich neben mir befanden, sind Zeugen eines Vorganges gewesen, der ebenso unerträglich wie unverantwortlich ist. Ich habe diese übelste Kosakenmethoden übertreffende Betätigung dieses Polizeioffiziers durch zahlreiche Lichtbilder und Filmaufnahmen festhalten lassen. Sie sind ein nicht mehr zu widerlegendes Dokument für die unhaltbaren Zustände, in die die öffentliche Ordnung und Sicherheit durch die derzeitige preußische Regierung und durch ihre Polizeiorgane gebracht wird. Als ich diesem Polizeimajor Fischer mitteilen ließ, daß ich gegen diesen unerhörten Versuch der Unruhestiftung durch die Polizei mich wenn nötig bis zum Reichspräsidenten beschwerdeführend wenden würde, gab dieser Herr meinem Gruppenführer von Litzmann im Beisein weiterer SA-Führer[246] folgende Antwort: Sie dürfen sich über unser Benehmen hier nicht wundern, solange in Ostpreußen ein Gauleiter ist, der Koch heißt. Dieser Polizeioffizier erklärt damit zynisch sein unverantwortliches Verhalten einfach damit, daß die Partei einen politischen Führer besitzt, der ihm persönlich nicht paßt. Da sich diese Zustände jeden Tag wiederholen können, die Gewähr, daß die schutzlos angegriffene Bevölkerung immer dieselbe Disziplin und Zurückhaltung bewahren wird, aber nicht besteht, halte ich bei einer weiteren solchen Einstellung und Betätigung der preußischen Polizei, die nur auf Befehl der derzeitigen Regierung denkbar ist, jederzeit den Ausbruch einer blutigen Katastrophe für möglich. Es ist alleräußerste Zeit, daß von seiten der Reichsregierung diesem unverantwortlichen Treiben einer auf Tumulte hinsteuernden Polizeipolitik ein Ende bereitet wird3.

2

D. h. am Nachmittag des 17. 7. Vgl. den Bericht des „VB“ vom 19. 7.

3

Hierauf antwortete Planck im Auftrage des RK unter dem 23. 7.: „Ich darf darauf hinweisen, daß inzwischen der Polizeipräsident in Königsberg, Titze, in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden ist.“ Außerdem sei der RKomPrIMin. Bracht um „Untersuchung des Sachverhalts“ gebeten worden (R 43 I /2694 , Bl. 339).

Adolf Hitler

Extras (Fußzeile):