1.165.1 (bru2p): Finanz- und wirtschaftspolitische Maßnahmen.

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Finanz- und wirtschaftspolitische Maßnahmen1.

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Dieses Dok. ist veröffentlicht in: Born, Die dt. Bankenkrise, S. 207–209. Vgl. auch Schäffers Tagebuch vom 29.7.31, IfZ ED 93, Bd. 12, Bl. 486–487.

Der Reichsminister der Finanzen teilte mit, daß es sich handele um die Fortsetzung der Beratungen2, wie die Danat- und die Dresdner Bank bei der vorgesehenen Aufhebung der Beschränkung des Zahlungsverkehrs3 am Montag [3.8.31] wieder flottgemacht werden könnten.

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S. Dok. Nr. 415.

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Vgl. dazu Dok. Nr. 413.

Bei der Dresdner Bank betrügen die Depots 1100 Millionen. Um für alle Fälle sicher zu gehen und jedem Ansturm zu begegnen, müsse damit gerechnet werden, daß vielleicht die Hälfte der Depots ausgezahlt werden müßten, vielleicht sogar 600–700 Millionen. Für die Dresdner Bank müßten daher vom Reich etwa 400 Millionen aufgebracht und vielleicht durch Hingabe von Schatzanweisungen mobilisiert werden. Die Industrie habe freilich gegen solche Pläne Bedenken vorgebracht und fürchte, daß die Dresdner Bank dann neues Kapital erhalten würde, das über ihre Bedeutung hinausgehen würde. Der Wunsch der Industrie gehe dahin, daß das Reich der Dresdner Bank einen Betrag von 300 bis 400 Millionen zum Teil als verantwortliches Kapital und zum Teil als Kredit gebe. Außerdem solle das Reich bei der Danatbank sich bereit erklären, evtl. noch weitere 400 Millionen zu geben4.

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Vgl. Dok. Nr. 415, Anm. 3.

Am Vormittage sei auch der Plan von neuen Vorzugsaktien für die Dresdner Bank erörtert worden.

Geheimrat SchmitzSchmitz meinte, es werde nichts anderes übrigbleiben, als bei der Dresdner Bank die Vorzugsaktien in Stammaktien umzuwandeln. Er habe vormittags an einer Besprechung der Banken über die Angelegenheit teilgenommen. Die Banken hätten dabei verschiedene bestimmte Wünsche geäußert.

Der Reichskanzler erklärte, nach den besonderen kürzlich gemachten Erfahrungen auf Ratschläge von dieser Seite verzichten zu müssen.

Geheimrat MelchiorMelchior trat dafür ein, der Dresdner Bank die Reichsmittel nicht als Kredit, sondern als verantwortliches Kapital zu geben, weil dadurch[1456] das Vertrauen in die Bank erhöht werde. Andere Gläubiger müßten sonst damit rechnen, mit ihren Forderungen hinter dem Reich zurückzustehen.

Staatssekretär Dr. TrendelenburgTrendelenburg erklärte sich für einen möglichst klaren Weg bei der Stützung der Dresdner Bank. Das neue verantwortliche Kapital solle zum Teil in Aktien, zum Teil als Reservefonds angelegt werden. Bei der Danatbank werde die Aufnahme des Zahlungsverkehrs gewagt werden können. Bei der Reichsmaßnahme müsse aber Vorsorge getroffen werden, daß zwischen neuen und alten Aktien unterschieden werde; sonst würden die alten Aktien zu viel Vorteil von der Reichshilfe haben. Wenn bei der Weiterführung der Geschäfte den alten Aktien später wieder etwas zufalle, könne das genügen.

Der Reichskanzler erklärte sich gleichfalls für eine möglichst klare Linie. An dem Plan des Staatssekretärs Trendelenburg habe er aber auszusetzen, daß ein solcher Reservefonds aus Reichsmitteln ein reines Geschenk für die Bank sein würde.

Geheimrat MelchiorMelchior erwähnte daraufhin die Möglichkeit, eine bestimmte Menge Aktien, beispielsweise 250 Millionen, zu einem Kurs über pari zu übernehmen.

Geheimrat SchmitzSchmitz hielt dem entgegen, daß Vorzugsaktien gewöhnlich nicht mit Agio ausgegeben würden. Er schlage deswegen vor, lieber zwei Arten von Stammaktien zu bilden.

Vizepräsident DreyseDreyse erklärte, auch für diesen Vorschlag einzutreten. Das Geld müsse ganz in Aktien ausgewiesen werden und nicht zur Bildung von Reserven verwandt werden.

Der Reichskanzler erklärte, er betrachte es als selbstverständliche Voraussetzung für jede Hilfsmaßnahme des Reichs für die Danatbank, daß eine Änderung in der Leitung stattfinden müsse. Alle leitenden Personen bei der Danatbank müßten vorher ihre Ämter zur Verfügung stellen. Wer dann weiter verwandt werden solle, müsse sich finden.

Der Reichsminister der Finanzen stellte bezüglich der Dresdner Bank fest, daß diese unbedingt auszahlen und alle Wünsche befriedigen müsse, selbst wenn sie ganz abgewickelt werden sollte. Die Reichsbank müsse dabei Hilfe leisten.

Vizepräsident DreyseDreyse erklärte, nicht ohne Bedenken zu sein; er müsse diese aber zurückstellen.

Der Reichsminister der Finanzen machte für die Danatbank dann den Vorschlag, das Reich möge 35 Millionen für Ausgabe neuer Aktien zum Kurse von 125 vorlegen. Die Industrie solle diese Aktien übernehmen und nach fünf Jahren jedes Jahr 1/5 des Betrages abzahlen.

Staatssekretär Dr. TrendelenburgTrendelenburg warnte vor einer Kapitalrekonstruktion, bevor man genaueren Einblick in die ganze Lage bei der Danatbank habe. Man solle deswegen zunächst davon absehen und die Bank lediglich auf Grund der Garantieübernahme des Reiches in Gang bringen.

Der Reichskanzler vertagte die weitere Erörterung über die Danatbank auf eine Ministerbesprechung am nächsten Tage5.

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S. Dok. Nr. 418.

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