1.153 (bru3p): Nr. 667 Chefbesprechung über die Bankenfrage vom 10. Februar 1932, 16.30 Uhr

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[2283] Nr. 667
Chefbesprechung über die Bankenfrage vom 10. Februar 1932, 16.30 Uhr

R 43 I /648 , Bl. 125–126

Anwesend: Brüning, Dietrich, Warmbold, Stegerwald; StS Pünder, Schäffer, Trendelenburg; MinDir. Zarden, Zechlin; MinDirig. Norden; MinR Vogels, Claußen; RbkPräs. Luther, RbkVPräs. Dreyse, RbkDir. Friedrich; RBankKom. Ernst; Protokoll: MinR Feßler.

Nach kurzen Mitteilungen des Reichskanzlers über die Reparationsbesprechungen in Genf1 berichtete der Reichsminister der Finanzen über seine letzten Verhandlungen mit den Banken. Er übergab dem Reichskanzler eine Aufzeichnung zur persönlichen Kenntnisnahme2. Hinsichtlich der Zusammenlegung der Danatbank mit der Dresdner Bank berichtete er über Bedenken, die von Direktor Bachem in letzter Stunde mitgeteilt worden seien.

1

Vgl. Dok. Nr. 668.

2

Nicht ermittelt.

Seine Ausführungen wurden vom Reichswirtschaftsminister ergänzt, der sich die Bedenken zueigen machte3.

3

Warmbold trägt ausführlich einen neu aufgenommenen Plan Bachem, der keine Fusion der Danat mit der Dresdner wünscht, sondern eine Aufhöhung der Danat auf 60 Millionen Kapital und 40 Millionen Reserven und Übernahme der Aktien durch die Dedi [Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft], die Dresdner und die Compri [Commerz- und Privatbank] als gemeinsame Tochtergesellschaft vor. […] Warmbold drängt darauf, durch Kreditgewährung der Industrie die Ausführung der zahlreich vorhandenen Aufträge zu ermöglichen“ (Tagebuchaufzeichnung Schäffers vom 10.2.32, IfZ ED 93, Bd. 18, Bl. 191).

In ähnlicher Weise sprach sich der Reichsbankpräsident aus, der bei Durchführung des von Bachem entwickelten Planes die akuten Gefahren für geringer hielt als bei der Zusammenlegung. Nach diesem Plan sollen beide Institute getrennt bleiben und in sich reorganisiert werden4.

4

Vgl. Luthers Tagebucheintragung vom 10.2.32, Nachl. Luther , Nr. 368, Bl. 227–230, auszugsweise in Schulz, Politik und Wirtschaft in der Krise, Dok. Nr. 426.

Auch der Reichskommissar für das Bankgewerbe schloß sich im wesentlichen dieser Auffassung an, sah allerdings weiter Schwierigkeiten beim Zusammenschluß der beiden Institute darin, daß es fraglich wäre, ob das Stillhalteabkommen mit den ausländischen Gläubigern beeinträchtigt würde, wenn die persönliche Haftung der Geschäftsinhaber der Danatbank wegfiele. Für die ausländischen Gläubiger sei dies allerdings kein großer Nachteil, zumal die Zuführung neuer Mittel für sie günstig wäre.

Der Reichskanzler bat, diese Fragen beschleunigt mit den beteiligten Reichsstellen nochmals eingehend durchzusprechen. Die Entscheidung müßte am Freitag, den 12. Februar, fallen5, auch wegen der Beunruhigung, die im Auslande festzustellen sei.

5

Vgl. Dok. Nr. 671.

[2284] Der Reichswirtschaftsminister berichtete darüber, daß die Lage eines Teiles der Industrie sehr bedenklich sei. Es bestände die Gefahr, daß Aufträge in Höhe von weit über 100 Millionen, die fest erteilt seien, nicht ausgeführt werden könnten, weil die Lohngelder nicht aufzubringen wären. Zum Teil müsse die Finanzierung der Aufträge bereits in dieser Woche gelöst sein.

Der Reichsbankpräsident erwiderte hierauf, daß er bereits seit zwei Wochen Vorschläge der Industrie erwartet habe. Bis jetzt sei sie noch nicht an ihn herangetreten. Aufträge, die fest erteilt seien und für die der Gegenwert bestimmt erwartet werde, müßten auf alle Fälle finanziert werden.

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