1.160 (bru3p): Nr. 674 Chefbesprechung über die Bankensanierung vom 15. Februar 1932

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Nr. 674
Chefbesprechung über die Bankensanierung vom 15. Februar 1932

R 43 I /648 , Bl. 135–136

Anwesend: Brüning, Dietrich, Warmbold; StS Pünder, Trendelenburg; MinDir. v. Hagenow; MinDirig. Norden; MinR Claußen; RbkPräs. Luther; RbkDir. Friedrich; RBankKom. Ernst; Protokoll: MinR Feßler.

Der Reichsminister der Finanzen1 berichtete über seine Verhandlungen mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Dresdner Bank, der die Zusammenlegung der Aktien im Verhältnis von 4 zu 1 als unbillig bezeichnet hätte. Er gab weiter eine Darstellung der Lage hinsichtlich der anderen in Frage kommenden Großbanken. Sie sähen gegenseitig über ihre Verhältnisse nicht klar und möchten von den Entschließungen der anderen unterrichtet sein. Auch die Verhandlungen über Personalbesetzung der Vorstände bereiteten noch Schwierigkeiten.

1

Vgl. Dok. Nr. 671 und Dok. Nr. 672, P. 1.

Der Geschäftsbericht der Reichs-Kredit-Gesellschaft, nach dem eine Dividende von 4% verteilt werde, habe bei den anderen Großbanken die Unruhe noch gesteigert.[2296] Der Reichsbankpräsident hielt die Frage der Dresdner Bank und der Danat-Bank und auch die Lage der Deutschen Bank für einigermaßen geklärt2. Zwischen diesen beiden großen Blocks stände die Commerz- und Privatbank. Vergleiche zwischen den drei Instituten seien schwer anzustellen. Mit den Vorschlägen der Deutschen Bank würde er sich abfinden. Wenn Direktor Ritscher in den Vorstand der Dresdner Bank einträte, so würde das nach seinen Erfolgen in der Reichs-Kredit-Gesellschaft für das Institut von großem Vorteil sein. Auf die Deutsche Bank solle durch die Reichsregierung noch eingewirkt werden, daß sie mit ihren Plänen gleichzeitig mit dem Reorganisationsplan wegen der anderen Großbanken an die Öffentlichkeit tritt. Bei der Commerz- und Privatbank sei die Vereinigung mit dem Barmer Bankverein bedeutsam, weil dieser noch über eigenes Kapital verfüge und freiwillig in der Commerz- und Privatbank aufgehen wolle3. Der Reichswirtschaftsminister vertrat die Auffassung, daß sich die Deutsche Bank in den allgemeinen Rahmen einpassen müsse.

2

Vgl. Luthers Tagesbericht vom 15.2.32, Nachl. Luther  Nr. 368, Bl. 206–210, auszugsweise veröffentlicht in Schulz, Politik und Wirtschaft in der Krise, Dok. Nr. 431.

3

Vgl. Dok. Nr. 658 und Anm. 7.

Der Reichskanzler hielt es für erforderlich, die Bankleitungen wesentlich umzugestalten, insbesondere durch Hereinnahme praktischer Bankleute aus dem Filialnetz im Lande.

Der Reichsminister der Finanzen wird mit der Deutschen Bank wegen des Termins der Veröffentlichung für ihre Vorschläge verhandeln.

Die Sitzung soll am Nachmittag um 6 Uhr fortgesetzt werden4.

4

Vgl. Dok. Nr. 675.

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