1.159.1 (bru2p): 1. Mitteilungen des Reichskanzlers. (außerhalb der Tagesordnung)

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 4). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Die Kabinette Brüning I und II. Band 2 Das Kabinett Brüning I Bild 183-H29788NS-Wahlversammlung im Sportpalast Bild 102-10391Arbeitslose Hafenarbeiter Bild 102-11008Bankenkrise 1931 Bild 102-12023

Extras:

 

Text

RTF

1. Mitteilungen des Reichskanzlers. (außerhalb der Tagesordnung)

Der Reichskanzler teilte mit, daß die ausländischen Sachverständigen Sprague und Wallenberg zur Zeit in Berlin seien und die Frage des Stillhaltekonsortiums prüften1.

1

Zur Berufung der beiden Experten s. Dok. Nr. 405, Anm. 2. Der RK hatte am 27. 7. morgens mit Sprague und Wallenberg ein erstes Gespräch geführt (Nachl. Pünder Nr. 43, Bl. 105).

Morgen und übermorgen (28. und 29.) müßten besonders wichtige Fragen vom Kabinett erörtert werden, u. a. die Frage der Devisenbewirtschaftungsstelle2 sowie die Situation der Sparkassen3.

2

Vgl. Dok. Nr. 425 und Dok. Nr. 426.

3

Präs. Kleiner von der Dt. Girozentrale hatte am 27. 7. nachmittags gegenüber MinDir. v. Hagenow den dringenden Wunsch geäußert, mit einer Abordnung noch an diesem Tage, auch in den späten Nachtstunden, vom RK empfangen zu werden. „Die Lage der Sparkassen sei so ernst, daß die Sparkassen morgen nicht mehr in der Lage seien, Auszahlungen zu leisten. Was das für die Wirtschaft bedeute, brauche er nicht näher darzulegen. Er halte sich nur verpflichtet, den Herrn Reichskanzler von diesem Zustande zu unterrichten, damit er nicht morgen plötzlich vor einer neuen äußerst unbequemen Lage stehe.“ Hagenow hatte geantwortet, daß ein Empfang an diesem Tage kaum möglich sein werde, da der RK voraussichtlich erst ab 23 Uhr zur Verfügung stehen werde. „Herr Präsident Kleiner bemerkte noch, daß es sich hier nicht mehr um ein Problem der Rheinischen Landesbank, sondern der gesamten Sparkassen handele.“ StS Trendelenburg, mit dem Hagenow über diese Angelegenheit gesprochen habe, halte es für unbedingt notwendig, daß noch am Abend des 27. 7. eine Ministerbesprechung in dieser Sache stattfinde (Vermerk v. Hagenows vom 27.7.31, 17.15 Uhr, R 43 I /2372 , S. 31). S. Dok. Nr. 414, P. 1.

[1434] Was die außenpolitische Situation angehe, so habe er, der Reichskanzler, die Besorgnis, daß die politischen Bedingungen der Franzosen bagatellisiert würden. Er denke hier insbesondere an einen Artikel in der „Kölnischen Zeitung“4. Es sei eine völlig falsche Einstellung, als ob Deutschland bei Annahme der politischen Bedingungen Frankreichs eine langfristige Anleihe erhalten würde. Die Franzosen hätten erklärt, daß die Gewährung einer langfristigen Anleihe Frankreichs nur unter Beteiligung der Vereinigten Staaten von Nordamerika und Englands und nur unter Staatsgarantie für sie in Frage komme. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika sei die Staatsgarantie verfassungsrechtlich unmöglich. In England sei zur Zeit das Parlament in den Ferien. Es sei kaum möglich, das Parlament für die Anleihefrage zusammenzuberufen. Überdies würde es auch kaum möglich sein, einen größeren Betrag der Anleihe in England zu placieren.

4

Wahrscheinlich spielte der RK auf den Artikel „Selbstgespräch über Frankreich“ an, der in der Kölnischen Zeitung Nr. 400 vom 26.7.31 erschienen war. In dem Aufsatz war die Notwendigkeit einer dt.-frz. Annäherung betont worden, zugleich hatte der Artikel vor übertriebenen Hoffnungen gewarnt; eine mit politischen Bedingungen verknüpfte frz. Anleihe an Dtld war eindeutig abgelehnt worden.

Mit Stimson habe er, der Reichskanzler, über die Anleihe nicht gesprochen.

Der Reichsminister des Auswärtigen teilte mit, der französische Finanzminister Flandin habe ihm gesagt, er glaube nicht, daß zur Zeit eine größere Anleihe in Frankreich zu placieren sei.

Extras (Fußzeile):