1.137.1 (bru2p): 1. Reise nach Paris und London.

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1. Reise nach Paris und London.

Der Reichskanzler berichtete, daß in telefonischen Verhandlungen mit dem Botschafter von Hoesch grundsätzlich die baldige Abreise des Reichskanzlers und des Reichsministers des Auswärtigen nach Paris festgelegt worden sei1. Inzwischen habe aber MacDonald mitteilen lassen, daß er doch zunächst nach Berlin zu kommen wünsche, so daß vorläufig wieder alles in der Schwebe sei2.

1

Der RK hatte in einer Rundfunkrede über den Hooverplan am 23.6.31 ein Treffen zwischen dem dt. und dem frz. Regierungschef angeregt, das nach der Einigung über das Feierjahr stattfinden sollte (WTB Nr. 1307 vom 24.6.31, R 43 I /312 , Bl. 57–58; Schultheß 1931, S. 145–148; gekürzt in Ursachen und Folgen, Bd. VIII, Dok. Nr. 1703d). Diese Anregung war offenbar eine Antwort auf den inoffiziellen Vorstoß des Presseattachés der frz. Botschaft in Berlin, Prof. Hesnard, beim Vortr. LegR Reinebeck am 19.6.31. Hesnard hatte Reinebeck gefragt, ob der RK und der RAM demnächst nach Paris reisen wollten (Durchschrift des Vermerks Reinebecks vom 19.6.31 im Nachl. Pünder, Nr. 90, Bl. 138). AM Briand hatte auf die Rundfunkrede des RK sofort reagiert und dem Botschafter v. Hoesch eine baldige Einladung des RK nach Paris in Aussicht gestellt (Telegramm Hoeschs Nr. 675 vom 24.6.31, Nachl. Pünder, Nr. 90, Bl. 96–102). Am 15.7.31 hatte Botschafter v. Hoesch StS v. Bülow angerufen und ihm mitgeteilt, er halte es für glücklich, wenn der RK an den Besprechungen der frz. Reg. mit dem brit. AM Henderson und dem amerik. AM Stimson in Paris am 16. 7. teilnehme (Aufzeichnung Bülows vom 16. 7., R 43 I /315 , Bl. 49–55; vgl. Schultheß 1931, S. 501).

2

Der brit. Geschäftsträger Newton hatte dem RK am 15. 7. eine Mitteilung überbracht, Premierminister MacDonald wünsche zusammen mit AM Henderson zu einer Besprechung nach Berlin zu kommen und schlage außerdem eine internationale Konferenz in London vor (Aufzeichnung Bülows vom 15.7.31, in der Anlage die Mitteilung der brit. Botschaft, R 43 I /315 , Bl. 57–59; vgl. Documents on British Foreign Policy, Second Series, Vol. II, Doc. No. 197). Botschafter Rumbold hatte den RK am 16. 7. aufgesucht, um ihn für den 20. 7. nach London einzuladen; die englischen Minister würden wie geplant ihren Besuch in Berlin durchführen. Rumbold hatte dringend von einer Fahrt der dt. Minister nach Paris abgeraten. Der RK hatte den brit. Botschafter darauf hingewiesen, daß dessen Mitteilungen im Widerspruch zu der Vereinbarung mit Henderson stünden. Rumbold hatte behauptet, daß seine Nachrichten die neueren seien (Vermerk Bülows vom 16.7.31, R 43 I /315 , Bl. 60).

Der Reichsminister des Auswärtigen stellte zur Erwägung, ob man nicht den Besuch der englischen Herren Minister in Berlin um einen Tag abkürzen könne, um dann noch kurz nach Paris zu fahren. Jedenfalls würden vor weiteren Entscheidungen die Nachrichten über die endgültige Entschließung des englischen Kabinetts abzuwarten sein3.

3

Um 12.30 Uhr informierte Botschafter Rumbold StS v. Bülow, daß MacDonald den Besuch in Berlin aufgebe, um mit den entstandenen Mißverständnissen aufzuräumen (Vermerk Bülows vom 16.7.31, R 43 I /315 , Bl. 64). StS Pünder notierte auf Bülows Vermerk, Botschafter v. Neurath habe den Auftrag erhalten, dem brit. Premierminister mitzuteilen, daß der RK die erforderlich gewordene Umdisponierung bedaure, aber sich der bestimmten Hoffnung hingebe, daß es sich nur um einen Aufschub handle, da der englische Besuch in Berlin ein großes politisches Ereignis sein würde.

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