2.95.5 (sch1p): 5. [Deutsche Gegenvorschläge]

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5. [Deutsche Gegenvorschläge]

Botschafter Graf Bernstorff verliest ein Telegramm des Grafen Brockdorff-Rantzau, nach dem die Mantelnote morgen gedrahtet und die Denkschrift durch Kurier gesandt werden wird, ferner einen Telegrammwechsel mit dem Gesandten von Haniel, in dem gebeten wird, mit der Veröffentlichung auch nach Eintreffen der Denkschrift noch zu warten6. In Versailles werde zunächst nur der deutsche Text überreicht werden, die Übersetzung solle in Berlin vorgenommen werden.

6

Die genannten Telegramme sind in den Akten der Rkei und des AA nicht zu ermitteln.

Im Anschluß hieran macht Pressechef Rauscher Mitteilung über die Information der Presse und die Umstände, die die vorzeitige Veröffentlichung der Denkschrift verursacht haben. Bei der Besprechung bringen die Kabinettsmitglieder zum Ausdruck, daß diese vorzeitige Veröffentlichung sehr zu bedauern sei, erkennen aber die Gründe an, die dazu geführt haben7.

7

Siehe Dok. Nr. 91, P. 1. Der Text der dt. Gegenvorschläge erschien bereits in den Morgenausgaben der dt. Tagespresse vom 28.5.1919, s. Vorwärts, Nr. 270, 28.5.1919. Zu der vorzeitigen Veröffentlichung der dt. Gegenvorschläge schrieb MinDir. Simons in seinen „Aufzeichnungen zu den Friedensverhandlungen von Versailles im Jahre 1919“: „Am 28. Mai morgens erhielt der Referent für die Presse, LegR Breitling, ein Telegramm des Direktors Naumann, wonach die parlamentarischen Minister bereits am 27. Mai ihre Parteien derart über den Inhalt des Gegenvorschlags informiert hätten, daß der wesentliche Inhalt schon am 28. morgens in den Zeitungen gestanden habe. Naumann teilte mit, daß die Veröffentlichung gegen das AA und die Rkei bindende Vereinbarungen erfolgt sei. Die ungehörige vorzeitige Veröffentlichung war der Delegation als diplomatisch unzulässig und nicht üblich äußerst peinlich. Berlin wurde sofort aufgefordert, nichts weiter zu veröffentlichen. Inzwischen hatte sich herausgestellt, daß die Presse bereits den Wortlaut der Gegenvorschläge zum Abdruck brachte, und zwar die von Prof. Schücking verfaßte Einleitung. Da der Wortlaut in Versailles geändert worden war, hatte Berlin nur einen ungenauen Text veröffentlicht.“ Infolgedessen wurde in Versailles die Redaktionsarbeit an den dt. Gegenvorschlägen beschleunigt vorangetrieben, so daß der erste Teil noch am Abend des 28. 5., der Rest am 29. 5. überreicht wurde. Später stellte sich heraus, daß der Pressechef Rauscher für die vorzeitige Bekanntgabe der dt. Gegenvorschläge in ihrer veralteten Form verantwortlich war. „Bei der Besprechung der Frage […] stellte sich das Kabinett, wie Bell erklärte, auf den Standpunkt, daß das Kabinett, falls keine Gegennachricht einträfe, annehmen konnte, die Gegenvorschläge würden den Feinden bis Dienstag, den 27. Mai, überreicht werden können. In Ermangelung einer gegenteiligen Nachricht, die das Kabinett nicht rechtzeitig erreicht habe, habe Rauscher vorausgesetzt, daß die Denkschrift unverändert geblieben sei. Demgegenüber vertrat die Delegation den Standpunkt, daß Rauscher nachlässig gehandelt habe, denn auf Grund der Besprechung in Spa [am 23.5.1919, s. Dok. Nr. 84] habe er mit Veränderungen rechnen müssen. Einzelne Punkte seien in Spa selbst noch offen gewesen. Überdies seien in der Veröffentlichung von Rauscher selbst Änderungen, die bereits in Spa vorgenommen waren, nicht berücksichtigt worden.“ (PA, Nachl. Brockdorff-Rantzau , Az. 20).

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