1.112 (vpa2p): Nr. 240 Ministerbesprechung vom 3. Dezember 1932, 12.30 Uhr

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RTF

[1039] Nr. 240
Ministerbesprechung vom 3. Dezember 1932, 12.30 Uhr1

1

Die Niederschrift ist datiert vom 8.12.32.

R 43 I /1458 , S. 401–402

Anwesend: v. Papen, v. Neurath, v. Gayl, Graf Schwerin v. Krosigk, Warmbold, Schäffer, Gürtner, v. Schleicher, v. Eltz-Rübenach, v. Braun, Bracht, Popitz; StS Planck, Meissner; MinDir. Marcks; Protokoll: MinR Wienstein.

Reichskanzler von Papen eröffnete die Sitzung und gab seiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß er im Sinne einer konservativen Staatsführung in einer Zeit an der Spitze der Reichsregierung gestanden habe, die das Ende des liberalen Zeitalters bedeute. Er sei fest davon überzeugt, daß das Ziel seiner Arbeit unverfälscht auch von dem neuen Reichskabinett erstrebt werde. Hoffentlich werde die Arbeit der Reichsregierung von der Schaffung einer besseren konstitutionellen Basis gekrönt werden.

Reichskanzler von Papen sprach sodann den Mitgliedern des Reichskabinetts seinen wärmsten Dank für die seiner Arbeit gewährte Unterstützung aus.

Der Reichsminister des Auswärtigen gab dem aufrichtigen Bedauern darüber Ausdruck, daß die politische Lage das Verbleiben des Reichskanzlers von Papen auf seinem Posten nicht ermögliche.2. Er sprach ihm den Dank des[1040] Reichskabinetts für seine mit vorbildlicher Verantwortungsfreudigkeit geleistete Arbeit als Führer des Reichskabinetts aus.

2

Hierzu im Pol. Arch. des AA (Büro RM 1 c, Bd. 17, Bl. 50–51) ein maschschrl. Text mit der Überschrift: „Ansprache des Herrn Reichsministers Frhr. v. Neurath, gehalten am 3.12.32“. Er lautet folgendermaßen: „[…] Ich gestehe offen, daß es mir noch selten so schwer geworden ist, die richtigen Worte zu finden. Als wir vor 6 Monaten dem Rufe unseres hochverehrten Reichspräsidenten folgend unsere Posten übernommen haben, waren wir uns darüber klar, daß die Aufgabe, die uns bevorstand, ungeheuer groß und beinahe unlösbar war. Wir sind an sie herangetreten ohne jeden persönlichen Ehrgeiz mit dem uns anerzogenen Pflichtgefühl und mit dem einzigen Bestreben, soweit es in unseren Kräften steht unserem Vaterland zu nutzen. Sie, lieber Herr von Papen, haben die Führung des Kabinetts mit einer vorbildlichen Verantwortungsfreudigkeit und mit dem Wagmut des alten Soldaten übernommen. Ihre stets gleiche Liebenswürdigkeit und Heiterkeit auch in den schwierigsten Situationen hat vorwiegend dazu beigetragen, unsere Arbeit zu fördern. Mit dem gleichen Wagemut, den Sie in Ihrer unermüdlichen Arbeit bewiesen haben, haben Sie auch die von Anfang an gegen Ihre Person gerichteten Angriffe auf sich genommen und wie ein anderer Winkelried alle Speere auf Ihre Brust vereinigt. Wenn Sie jetzt den Schwankungen des politischen Lebens nachgebend Ihr Amt niederlegen, so können Sie dies mit dem Gefühl tun, Ihrem Vaterland als Reichskanzler in Aufopferung und Treue gedient zu haben. Die Politik ist ein schmutziges Handwerk, und wer auf Dankbarkeit der großen Menge rechnet, soll sich nie damit befassen. Wir aber, die wir die Freude hatten, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, werden diese Zeit und das, was Sie uns gewesen sind, nicht vergessen. Überwiegend durch Ihre Persönlichkeit konnte die Arbeit des bisherigen Kabinetts in einer in der Nachkriegszeit wohl einzig dastehenden Harmonie seiner Mitglieder geführt werden. Alle sachlichen Gegensätze, die ja bei der Führung von Regierungsgeschäften immer unvermeidbar sind, sind stets im Geiste dieser Sachlichkeit und fern von jeder persönlichen Gehässigkeit ausgefochten worden. Auch dies ein Erfolg Ihrer ausgleichenden Persönlichkeit. Wenn wir uns also heute vorläufig trennen, so danke ich Ihnen mit allen Kollegen von Herzen für alles, was Sie uns in den letzten Monaten gewesen sind. Die dienstliche Zusammenarbeit findet heute ihr vorläufiges Ende. Der menschliche und persönliche Zusammenhang aber bleibt auch für die Zukunft bestehen. – Alles, was ich im Vorstehenden über unsere Arbeit im bisherigen Kabinett über die persönlich so angenehmen Beziehungen untereinander gesagt habe, bezieht sich in vollem Umfang auch auf die übrigen scheidenden Kollegen. Ihnen für ihre Arbeit zu danken, ist nicht meine Sache, wohl aber möchte ich zum Ausdruck bringen, wie schwer es uns wird, uns von Ihnen zu trennen, und wie die Zusammenarbeit mit Ihnen uns stets in lieber Erinnerung bleiben wird. Für uns, die wir zurückbleiben und unser dornenvolles Amt weiterführen müssen, gilt aber nach wie vor der Grundsatz, daß unsere Person nichts ist, der Dienst am Vaterland alles.“

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