1.93 (mu22p): Nr. 349 Der Sächsische Gesandte Dr. Gradnauer an die Reichskanzlei. 12. November 1929

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Nr. 349
Der Sächsische Gesandte Dr. Gradnauer an die Reichskanzlei. 12. November 19291

1

Das Schreiben trägt u. a. die Paraphe des RK.

R 43 I /1108 , Bl. 379, hier: Bl. 379

[Betrifft: Import polnischer Kohle.]

Dem Vernehmen nach will die Reichsregierung Polen ein großes Einfuhrkontingent an Kohle (genannt werden 4 Millionen Tonnen) zugestehen, eine Menge, die der gesamten sächsischen Steinkohlenförderung gleichkommt2. Infolge der billigen Eisenbahnfernfracht wird diese Kohle hauptsächlich auf dem Absatzgebiet der sächsischen Steinkohlenreviere lasten und den ohnehin schwierigen Absatz der sächsischen Kohle noch weiter erschweren. Dies aber würde Betriebseinstellungen und eine weitere Verstärkung der bereits unerträglich großen Arbeitslosigkeit in Sachsen herbeiführen. Schon jetzt ist die Arbeitslosigkeit in Sachsen ziemlich doppelt so stark als in anderen Reichsteilen.

2

Zum Stand der dt.-poln. Handelsvertragsverhandlungen siehe Dok. Nr. 329.

Im besonderen Auftrag der Sächsischen Regierung beehre ich mich, daher die schwersten Bedenken gegen die etwaige Zulassung eines hohen Kohlenkontingents an Polen auszusprechen und auf den besonderen Ernst der Lage hinzuweisen.

Das Auswärtige Amt, das Reichswirtschafts- und das Reichsfinanzministerium haben das gleiche Schreiben erhalten.

Dr. Gradnauer

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