1.43 (mu22p): Nr. 299 Ministerialdirektor Zechlin an Staatssekretär Pünder. 19. September 1929

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[958] Nr. 299
Ministerialdirektor Zechlin an Staatssekretär Pünder. 19. September 1929

R 43 I /1889 , Bl. 8, hier: Bl. 8

[Betrifft: Tätigkeit gegen das Young-Plan-Volksbegehren.]

Sehr verehrter Herr Staatssekretär!

Vor einiger Zeit habe ich mir erlaubt, Ihnen eine kurze Aufzeichnung zu übermitteln, in der ich das aufgezählt habe, was abgesehen von der täglichen, der Presseabteilung obliegenden Arbeit durch die Reichszentrale für Heimatdienst und durch ein kleines Spezialbüro auf dem Gebiete der Information über die Ergebnisse der Haager Konferenz und der damit zusammenhängenden Probleme in die Wege geleitet ist1. Diese Tätigkeit, wenn sie auch weiter ausgedehnt wird, reicht natürlich nicht im entferntesten aus, der Agitation, die durch das Hugenbergvolksbegehren in die weitesten Kreise getragen wird, entgegenzutreten. Der Ausschuß für das Volksbegehren gibt jetzt schon eine tägliche und soweit ich sehe ganz geschickt gemachte Korrespondenz heraus2. Des weiteren werden, wie das jetzt schon ersichtlich ist, die gesamten Kräfte der Deutschnationalen Volkspartei und aller hinter dem Volksbegehren stehenden Kreise mobil gemacht.

Dieser Agitation muß von Regierungsseite rechtzeitig und energisch entgegengetreten werden. Wie das im einzelnen zu geschehen hat, braucht hier nicht erörtert zu werden. Grundsatz muß sein, daß dies in erster Linie durch die hinter der Regierung stehenden politischen Parteien, Gewerkschaften und Organisationen aller Art zu geschehen hat. Diesen Organisationen sind dafür Mittel und Material bereitzustellen. Wie groß zunächst die Summe, die dafür in Anspruch zu nehmen ist, zu bemessen sein wird, ist nicht ganz leicht zu sagen. Doch glaube ich, wird man z. B. bei etwa 1000 Rednern, die von den gesamten Organisationen während der Zeit mobil gemacht werden, mit den Kosten für Material usw. auf eine Summe kommen, die sicherlich nicht unter 250 000 RM anzusetzen ist. Ich möchte daher, sehr verehrter Herr Staatssekretär, schon jetzt Ihre Aufmerksamkeit hierauf lenken und Ihrer Erwägung anheimstellen,[959] in eine Prüfung über die Frage der Beschaffung der zur Bekämpfung des Hugenbergvolksbegehrens nötigen Geldmittel einzutreten3.

Mit besten Empfehlungen

Ihr Ihnen in bekannter Zuneigung

ergebener

Zechlin

Fußnoten

1

Das von Zechlin eingerichtete Propagandabüro sollte die publizistische Verwertung der Haager Ergebnisse in der kleinen und kleinsten Provinzpresse bearbeiten. Die Kosten des auf zwei Monate eingerichteten Büros waren mit monatlich 3000 RM angegeben worden (Zechlin an Pünder, 16. 9.; R 43 I /298 , Bl. 22 f., hier: Bl. 22 f.).

2

Gemeint ist wohl der von J. v. Egan-Krieger herausgegebene Pressedienst des Reichsausschusses für das Volksbegehren mit dem Titel: „Volksbegehren!“ Außerdem erschien seit dem 1.8.29 und seit Oktober 1929 mit zunehmender Häufigkeit als Kampfschrift: „Fort mit den Pariser Tributen“, gleichfalls von J. v. Egan-Krieger herausgegeben.

3

Da Pünder die Angelegenheit ins Kabinett bringen wollte, wurde eine detaillierte Aufstellung über die Verwendung des Geldes erbeten (v. Hagenow an Zechlin, 25. 9.; R 43 I /1889 , Bl. 9, hier: Bl. 9). Siehe Dok. Nr. 310, P. 1 der Ministerbesprechung.

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