2.53.1 (sch1p): 1. [Beziehungen zur Sowjetregierung]

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 3). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Das Kabinett ScheidemannReichsministerpraesident  Philipp Scheidemann Bild 146-1970-051-17Erste Kabinettssitzung der neuen deutschen Reichsregierung am 13.2.1919 in Weimar Bild 183-R08282Versailles: die deutschen Friedensunterhändler Bild 183-R11112Die Sozialisierung marschiert! Plak 002-005-026

Extras:

 

Text

RTF

1. [Beziehungen zur Sowjetregierung]

Reichsminister Erzberger macht darauf aufmerksam, daß Lloyd George in seiner letzten Rede die Times abgeschüttelt [sic!] hat. Er weist ferner auf die ausführliche Berücksichtigung der russischen Frage in der Rede Lloyd Georges hin und bittet eingehend zu prüfen, ob nicht der Zeitpunkt gekommen ist, mit der russischen Regierung mindestens eine Waffenruhe zu vereinbaren und Beziehungen mit ihr anzuknüpfen, jedenfalls aber größte Sorge auf die Wiederbelebung des Handels zu verwenden1.

Das Kabinett beschließt, die Notwendigkeit einer Fortsetzung der Kämpfe unter Zuziehung des Generals Groener erneut zu prüfen2.

[205] Gegen die Anknüpfung amtlicher Beziehungen zur Sowjetregierung erhebt Reichsminister Graf Rantzau Bedenken wegen der darauf zu befürchtenden verschärften Propaganda der Bolschewisten und wegen der Wirkung auf die Entente, der gegenüber man in den bisherigen Verhandlungen die bolschewistische Regierung als gemeinsamen Feind bezeichnet hat.

Die Vertreter des Auswärtigen Amtes berichten über die Versuche zur Wiederanknüpfung von Handelsbeziehungen.

Reichsminister Graf Rantzau wird über die Behandlung der Ostfragen in einer der nächsten Sitzungen näher berichten3.

Fußnoten

1

Lloyd George war in den letzten März- und ersten Aprilwochen vor der Northcliffpresse heftig wegen seiner angeblich deutschfreundlichen Haltung auf der Pariser Friedenskonferenz angegriffen worden. Als Antwort auf die Presseangriffe hielt Lloyd George auf der letzten Sitzung des Unterhauses vor den Osterferien am 16.4.1919 eine Grundsatzrede über die brit. Außenpolitik. Bezüglich der brit. Haltung während der Verhandlungen in Paris bekannte sich der Premier grundsätzlich zu den frz. Forderungen und erklärte es zum Grundsatz des kommenden Friedensvertrages, daß durch ihn ein künftiger Krieg unmöglich gemacht werden solle. Die russ. Frage, auf die er vor allem einging, war nach seinen Worten dadurch gekennzeichnet, daß es keine einheitliche Regierung in Rußland gebe; Großbritannien unterstütze zwar Koltschak und Denikin, lehne es aber ab, sich in innerruss. Angelegenheiten einzumischen (Parliamentary Debates, 1919, vol. 121, p. 349 ff. ; vgl. Schultheß 1919, II, S. 22).

2

Vgl. Dok. Nr. 52 a; 52 b.

3

Den vorliegenden Kabinettsprotokollen zufolge ist das bis zur Abreise Brockdorff-Rantzaus nach Versailles am 28.4.1919 nicht mehr geschehen.

Extras (Fußzeile):