2.205.6 (feh1p): Anlage 6

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Anlage 6

Aufzeichnung

Am 8. März, vormittags 12 Uhr, erwiderte ich den Besuch, den mir Lord D’Abernon einige Tage zuvor gemacht hatte38. Ich erklärte ihm mein Bedauern, daß die Gegner auf unseren provisorischen Vorschlag nicht hätten eingehen wollen, weil er meines Erachtens die einzige Möglichkeit gewesen sei, in London ein positives Ergebnis zu erzielen.

38

Dieser Besuch D’Abernons bei Simons hatte am 4. 3. stattgefunden. Siehe dazu Anlage 3 zu diesem Dok.

Lord D’Abernon, der mir schon bei seinem ersten Besuch gesagt hatte, er sei für eine provisorische Lösung, und der denselben Gedanken auch in Berlin mir gegenüber wiederholt vertreten hatte39, gab meine Behauptung auch jetzt zu und erklärte dann: Gestern sei er durch den Abbruch der Verhandlungen sehr niedergedrückt gewesen, heute habe er sich zu einer optimistischeren Auffassung durchgerungen. Die Alliierten und die Deutschen hätten sich doch während der Verhandlungen in manchen Punkten erheblich genähert. Es sei immerhin ein Erfolg, daß man über das Prinzip der Beteiligung der Alliierten an Deutschlands wirtschaftlicher Erholung einig geworden sei. Auch über die Höhe der deutschen Leistungen während der ersten 5 Jahre sei eine prinzipielle Annäherung erreicht. Von alliierter Seite habe man die Rückkehr zu dem 30jährigen[578] Zeitraum an Stelle des 42jährigen zugestanden. Auf deutscher Seite habe man dem Gedanken der Abtretung der Kaufpreise deutscher Exportwaren Verständnis entgegengebracht. Endlich sehe er auch in dem deutschen Vorschlag zum Wiederaufbau den Ansatzpunkt für wichtige Vereinbarungen.

39

D’Abernon hatte sich im Januar 1921 im Auftrage seiner Regierung nachhaltig für den Vorschlag Seydoux, der ebenfalls ein Provisorium vorsah, eingesetzt. Siehe dazu Dok. Nr. 156, Anm. 15 und 17.

Ich erwiderte, daß ich auch die größere Klarheit über diese Frage als nützliches Ergebnis der Londoner Konferenz betrachte, aber sehr bezweifeln müsse, ob man auf dieser Basis weiter verhandeln könne, nachdem die sogenannten Sanktionen der Alliierten dazwischen getreten seien40. Ich erwarte von diesen Zwangsmaßnahmen sehr erhebliche innere Schwierigkeiten für mein Vaterland. Notwendig würden die Richtungen verstärkt werden, die entweder von rechts her eine rücksichtslose Bekämpfung der alliierten Eingriffe in die deutsche Wirtschaft fordern oder von links her den Londoner Abbruch als Niederlage des Kapitalismus bezeichnen und zum Ausgangspunkt scharfer Angriffe gegen jede bürgerliche Regierung machen würden. Das sei keine gute Atmosphäre für weitere Verhandlungen mit den Alliierten.

40

Lloyd George hatte in seiner Rede vom Nachmittag des 7. 3. erklärt, daß nach der dt. Weigerung, die all. Reparationsvorschläge anzunehmen, die Sanktionen sofort in Kraft gesetzt werden müßten (RT-Drucks Nr. 1640, Bd. 366, S. 187; DBFP, 1st Series, Vol. XV, p. 331).

Noch am Abend des 7. 3. war mit den Vorbereitungen zur Durchführung der Sanktionen begonnen worden. Siehe DBFP, 1st Series, Vol. XV, p. 332 f.

Lord D’Abernon schien trotzdem anzunehmen, daß solche Verhandlungen sehr bald einsetzen würden, und legte offenbar großen Wert darauf41.

41

Siehe dazu auch die Schilderung, die Lord D’Abernon von dieser Unterredung mit RAM Simons gibt. D’Abernon, Ein Botschafter der Zeitenwende, Bd. 1, S. 148.

gez. Dr. Simons

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