1.166 (bru3p): Nr. 680 Vermerk des Ministerialrats Wienstein über die Finanzierung des Wahlkampfes für die Wahl des Reichspräsidenten vom 18. Februar 1932

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Nr. 680
Vermerk des Ministerialrats Wienstein über die Finanzierung des Wahlkampfes für die Wahl des Reichspräsidenten vom 18. Februar 1932

R 43 I /585 , Bl. 106–112

Heute vormittag habe ich Herrn Staatssekretär Dr. Kempner in seiner Hauptgeschäftsstelle der Hindenburg-Ausschüsse in Berlin SW. 11, Prinz Albrechtstraße 9 (Hotel Prinz Albrecht) aufgesucht und zunächst weisungsgemäß mitgeteilt, daß hier keine Bedenken gegen die Mitarbeit des Abgeordneten von Lindeiner-Wildau1 bestünden[2309] sowie ferner die Bitte ausgesprochen, in den Emelka-Filmfragen nicht mehr mit Herrn von Mangold, der Prokurist der Fa. Hardy ist, zu verhandeln, sondern mit Generaldirektor Schach der Emelka. Herr Staatssekretär Dr. Kempner sagte das auch zu.

1

Zu MdR v. Lindeiner-Wildau siehe Brüning, Memoiren, S. 527.

Über die Organisation der Hauptgeschäftsstelle ist folgendes mitzuteilen2:

2

Zur Organisation des Ausschusses hatte Kempner an StS Meissner am 16.2.32 u. a. geschrieben: „Eine Umbildung muß nach dem ursprünglichen Werdegang des Sahm-Ausschusses unbedingt erfolgen, um die Fehler zu eliminieren, die seine Entstehung kennzeichneten. Er muß vor allem aus der Abhängigkeit von der Presse befreit werden, namentlich der Ullstein-Mosse-Presse. Dazu muß er ein anderes Gesicht bekommen, weshalb Herr S.[ahm] meines Erachtens in den Hintergrund treten muß. Ich möchte vorschlagen, daß die bestehenden Landes- und Provinzialausschüsse, auch größere Ortsausschüsse, sich zu den ‚Vereinigten Hindenburg-Ausschüssen‘ zusammenschließen. Als erste Namen kämen etwa in Betracht: Escherich, Geßler, Jarres, Lautenschlager (Stuttgart), Graf Douglas (Baden), Reusch, Graf Bothmer, von Lettow, Petersen, Bazille und ähnliche. An die Sozialdemokraten Otto Braun, Adelung (Hessen), Leipart wird man vielleicht herantreten müssen, aber durch Weismann vorbereiten, daß sie nicht mitmachen. Mir scheint es besser, wenn die Sozialdemokratie getrennt marschiert. Spätestens im zweiten Wahlgang setzt sie sich auf jeden Fall doch mit voller Kraft ein. Die Vereinigten Ausschüsse müssen sofort mit einem Gesamtaufruf hervortreten mit anständigen Unterschriften in den darauffolgenden Tagen […] Geßler ist heute in Berlin und bei Frau Havenstein zu erreichen. Einer von den Neugründern wird vielleicht doch den Namen hergeben müssen als Leiter der Reichsgeschäftsstelle nach außen hin. […] Nachtragen möchte ich noch, daß die politischen Parteien einzelne ihrer Männer wohl besser nachträglich zu den „Vereinigten Hindenburg-Ausschüssen“ stoßen. Die Geistlichkeit beider Konfessionen wird man besser erst dann einschalten, wenn der Wahlkampf verschärfte Formen angenommen hat. Dann ergibt sich ihr Eingreifen zwangloser. […] Abschrift hiervon stelle ich Herrn Pünder zu […]“ (Abschrift im Nachl. Pünder  Nr. 97, Bl. 116–117).

Dem Leiter der Hauptgeschäftsstelle, Staatssekretär Dr. Kempner, steht ein früherer Beamter, zuletzt im ehemaligen Reichsausgleichsamt tätig, Oberregierungsrat v. Häuser, zur Seite. Geplant ist die Bildung zweier Abteilungen, nämlich einer Werbeabteilung und einer Presseabteilung. Als Leiter der Werbeabteilung, die ihre Tätigkeit unverzüglich aufnehmen soll, ist bereits Major a. D. Mackenthun engagiert, der sieben Jahre in Propagandadingen gearbeitet hat. Ein Leiter der Presseabteilung ist noch nicht gewonnen. Herr Ministerialdirektor z. D. Heilbron hat die Übernahme dieses Amtes abgelehnt.

In das zu bildende Kuratorium haben die Herren Dr. Simons, Dr. Sahm, Bosch, General von Seißer, Exzellenz von Batocki, ihren Eintritt zugesagt.

Verhandelt wird noch mit Geheimrat Duisberg, Reichskanzler a. D. Dr. Cuno und Forstrat Dr. Escherich. Ferner sind Bemühungen im Gange, eine führende Persönlichkeit in Sachsen noch für das Kuratorium zu gewinnen3.

3

Vgl. das Protokoll der konstituierenden Sitzung der „Hindenburg-Ausschüsse“ vom 22.2.32 in Schulz, Politik und Wirtschaft in der Krise, Dok. Nr. 433. Siehe auch die WTB-Meldung Nr. 399 vom 22.2.32, R 43 I /585 , Bl. 149. Anfang März wurde ein „Hindenburg-Ausschuß“ in Sachsen gebildet (Vossische Zeitung Nr. 106 vom 3.3.32, R 43 I /585 , Bl. 155). Am 25.2.32 empfing der RPräs. den Arbeitsausschuß der „Vereinigten Hindenburg-Ausschüsse“, MdR Gereke, MdR Graf v. Westarp und General v. Winterfeldt (WTB Nr. 424 vom 25.2.32, R 43 I /585 , Bl. 150).

Die Landesausschüsse, deren Zahl noch nicht ganz feststeht, sollen möglichst im Laufe des morgigen Tages (19. II.) fertiggebildet sein. Für die Landesausschüsse sowie für das Kuratorium will Staatssekretär Dr. Kempner möglichst neutrale, politisch wenig abgestempelte Persönlichkeiten gewinnen.

Staatssekretär Dr. Kempner übergab mir von ihm entworfene Leitsätze für Wahlpropaganda, von denen eine hier gefertigte Abschrift beiliegt4.

4

In der Anlage abgedruckt.

W[ienstein]

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