1.145 (bru3p): Nr. 659 Der Reichswehrminister an den Reichskanzler. 2. Februar 1932.

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 3). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Die Kabinette Brüning I und II Band 3Das Kabinett Brüning I Bild 183-H29788NS-Wahlversammlung im Sportpalast Bild 102-10391Arbeitslose Hafenarbeiter Bild 102-11008Bankenkrise 1931 Bild 102-12023

Extras:

 

Text

RTF

Nr. 659
Der Reichswehrminister an den Reichskanzler. 2. Februar 1932.

R 43 I /2683 , S. 371–372

Streng vertraulich!

Betrifft: Reichswehr und NSDAP

Sehr verehrter Herr Reichskanzler!

Die vom Herrn Reichspostminister Dr. Schätzel in einer Ministerbesprechung vor Weihnachten geäußerten Besorgnisse wegen angeblicher enger Beziehungen zwischen Reichswehr-Kommandeuren und Führern der SA in Bayern1 haben mir Anlaß zu einer erneuten Nachprüfung der Verhältnisse bei der 7. Division gegeben.[2259] Hierbei hat sich der vom Herrn Reichspostminister als Gewährsmann angegebene Reichstagsabgeordnete Loibl dem Befehlshaber im Wehrkreis VII gegenüber schriftlich und mündlich dagegen verwehrt, irgendwie zur Entstehung der erwähnten Gerüchte beigetragen zu haben. Er hat ausdrücklich betont, daß er über derartige Beziehungen von Reichswehr-Kommandeuren zu den Nationalsozialisten nicht das Geringste wisse, und daß er auch in Kreisen der Bayerischen Volkspartei nie darüber habe sprechen hören. Er habe nur gelegentlich auf gewisse Einzelerscheinungen hingewiesen wie z. B. den Ulmer Prozeß2 und die Zugehörigkeit eines 1925 aus dem Heeresdienst ausgeschiedenen Offiziers zur NSDAP, die jedoch durchaus nicht Anlaß geben könnten, an der unbedingten Zuverlässigkeit der Reichswehr zu zweifeln.

1

Aus den Kabinettsprotokollen war nicht zu ermitteln, in welcher Ministerbesprechung der RPM diese Behauptung erhoben hatte.

2

Vgl. Dok. Nr. 118, Anm. 6.

Das Ergebnis meiner Nachprüfung bestätigt somit im vollen Umfange meine in der Ministerbesprechung sofort ausgesprochene Auffassung von der völligen Haltlosigkeit der erwähnten Gerüchte und der daraus abgeleiteten Besorgnisse.

Ich halte es für meine Pflicht, Ihnen, sehr verehrter Herr Reichskanzler, hiervon Kenntnis zu geben und darf im Interesse des Ansehens der Wehrmacht3 die ergebene Bitte an Sie richten, die entstandenen Zweifel gegenüber den an der fraglichen Ministerbesprechung beteiligten Herren ausdrücklich richtigstellen zu wollen.

3

Vgl. in diesem Zusammenhang den Erlaß des RWeM über die Einstellung von Nationalsozialisten in die Reichswehr vom 29.1.32, in Schulz, Staat und NSDAP, Dok. Nr. 55, sowie Dok. Nr. 56 und 57. Zur Einstellung des RWeMin. zur NSDAP vgl. auch diese Edition, Dok. Nr. 163.

Mit dem Ausdruck der vorzüglichen Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Groener

Extras (Fußzeile):