2.47.4 (sch1p): 4. [Haller-Armee]

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4. [Haller-Armee]

Reichsminister Erzberger verlas ein Schreiben des Generalquartiermeisters Groener über die bedenkliche Stimmung der Truppen und Bevölkerung gegenüber dem Durchzug der polnischen Divisionen, namentlich bei Lissa, und erbat die Ermächtigung zur Beantwortung der von General Groener gemachten Vorschläge. Die Ermächtigung wurde erteilt17.

17

Das Telegramm Groeners vom 16.4.1919 an den RMinPräs., den PrKriegsM, den PrIM, RM Erzberger, Wako und Friko lautete: „Von allen Teilen der Posener Front treffen außerordentlich ernste Mitteilungen über die Stimmung der Truppen und Bevölkerung wegen des bevorstehenden Durchtransportes der Hallerschen Divisionen [s. Dok. Nr. 24, P. 1; Dok. Nr. 34, P. 4] ein. Die Kommandobehörden befürchten schwere Ausschreitungen der Truppen gegen diese Transporte. Versuche, auf die Leute beruhigend einzuwirken, waren bisher erfolglos. Bezeichnend für die herrschende Auffassung ist der Vortrag einer Abordnung des dt. Heimatbundes Posener Flüchtlinge, bestehend aus 2 Leutnants, 1 Vizefeldwebel und 2 Gefreiten, die gestern hier unvermutet und ohne Anmeldung eintrafen. Die Abordnung führte aus: ‚Die gesamte dt. Bevölkerung der Provinz Posen fühle sich durch die RReg. verraten und verkauft. Die Zustimmung zu der Demarkationslinie und zur Durchfahrt der Hallerschen Divisionen sei ein nationales Verbrechen. Nach Eintreffen der Hallerschen Divisionen im besetzten Teil der Provinz Posen bestände für die Posener Deutschen keine Hoffnung mehr, ihre Heimat mit der Waffe in der Hand wieder zu nehmen. Sie würden daher die Transporte der Hallerschen Divisionen in derselben Weise entwaffnen, wie das seinerzeit die Polen mit den dt. Transporten gemacht hätten und sich außerdem in den nächsten Tagen mit oder ohne Zustimmung der Kommandobehörden zur Wiedergewinnung der Provinz in Bewegung setzen.‘ Auf mein Vorhalten, daß durch derartige unbesonnenen Schritte der Friede gestört und unsere Lebensmittelzufuhr gefährdet würde, wurde mir geantwortet: ‚Daß die Posener Deutschen auf den Ausgang der Friedensverhandlungen nicht die geringste Hoffnung setzen, da die Reg. sie genauso im Stich lassen werde, wie bei den Waffenstillstandsverhandlungen. Im übrigen würden sie einen Frieden, der die Provinz Posen den Polen überließe, nie und nimmer anerkennen und einen Bandenkrieg bis aufs Messer führen. Sie seien sich darüber klar, daß sie und vielleicht auch Deutschland darüber zugrunde ginge, aber ihr Leben gelte ihnen nichts mehr, nachdem man ihnen Weib und Kind, Haus und Hof, Acker, Vieh und alle Güter genommen habe.‘ Ich halte mich für verpflichtet, die Reg. auf diese verzweifelte Stimmung hinzuweisen und möchte zur Verhütung schwerer Ausschreitungen und bewaffneten Widerstandes gegen die Staatsgewalt folgende Vorschläge machen: 1. Dringendes Ersuchen an die Entente, auf die Transporte in die Provinz Posen zu verzichten und die Hallerschen Divisionen nur über Königsberg und nördlich zu transportieren, 2. den besetzten Teil der Provinz Posen bis zur endgültigen Regelung von den Amerikanern zu treuen Händen verwalten zu lassen, 3. sofort Regierungsvertreter an die Front, vor allen Dingen nach Lissa, zu entsenden, um die Bevölkerung und die Grenzschutztruppen aufzuklären und zu beruhigen […].“ (R 43 I /1795 , Bl. 118). Eine Antwort der RReg. oder RM Erzbergers ist in den Akten der Rkei nicht zu ermitteln.

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