1.20 (str2p): Nr. 134 Der Reichswirtschaftsminister an den Reichskanzler. Oktober 1923

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Text

RTF

Nr. 134
Der Reichswirtschaftsminister an den Reichskanzler. Oktober 19231

1

Da eine Ecke des Schreibens mit dem Tagesdatum abgerissen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen, wann genau Koeth seine Kritik am RFMin. dem RK zugesandt hat. Auf dem Schreiben im NL Stresemann  sind Monats- und Jahresangabe mit Bleistift nachgetragen. Wahrscheinlich fällt das Schreiben in die Zeit vor den Beschluß des Kabinetts über den Erlaß einer VO zur Errichtung einer Rentenbank (15. u. 17.10.23).

Pol.Arch.: NL Stresemann 263 eigenhändig

[Betrifft: Lösung der Währungsfrage; Reichsbank.]

Sehr verehrter Herr Reichskanzler!

Da ich Euer Hochwohlgeboren nicht stören will, bitte ich, schriftlich eine mich schwer bedrückende Sorge zu Ihrer Kenntnis bringen zu dürfen:

1.

Die Währungsfrage wird im Finanzministerium nicht zur Lösung gebracht werden2. Der Herr Finanzminister ist zu überlastet. Die geeignete Persönlichkeit ist Herr Schroeder nicht. Wir fahren immer mehr fest. Es muß ein Mann, der über die Sachkenntnis und eine hohe Energie verfügt, die Sache in die Hand bekommen. Zu meinem Bedauern höre ich, daß Schacht nicht genehm wäre3, der m. E. der beste wäre. Bestehen in der Tat ernste Bedenken gegen Schacht, so käme Urbig in Frage4, der allerdings nicht die Energie wie Schacht besitzt.

[567] [2.

Die Führ]ung der Reichsbank muß in . . .5 Hände gelegt werden6.

2

Offensichtlich müssen zwischen Koeth und Luther Spannungen bestanden haben. In einem Schreiben vom 5.10.1949 schrieb Fritz Tarnow an Rudolf Wissell in Rückerinnerung an eine Besprechung in der Rkei: „Dann sind wir zurück zur Reichskanzlei in das große Wartezimmer im Parterre, wo zunächst Wirtschaftsminister Koeth zu uns kam, aber gleich bemerkte, er dürfe von Luther nicht bei uns gesehen werden, weil der sonst gleich explodieren würde“ (BA: NL Wissell  III, Bl. 21755/21756).

3

Zu den Schwierigkeiten um die Person Schachts s. Dok. Nr. 118, Anm. 1.

4

Franz Urbig wurde vom RFM gefragt, ob er bereit sei, Reichswährungskommissar zu werden, und teilte daraufhin dem RK am 12.11.23 mit, er habe diese Anfrage abschlägig beschieden. Die Lösung der Wirtschaftsfrage stelle kein wirtschaftliches, sondern ein politisches Problem dar. Dazu erscheine ihm erforderlich, daß für die Reparationen eine tragbare Regelung gefunden und daß der zehnstündige Arbeitstag eingeführt werde. Der Währungsverfall könne nicht technisch, sondern nur durch Ausräumung der außen- und innenpolitischen Gründe beseitigt werden (Pol.Arch.: NL Stresemann  4).

5

An dieser Stelle ist das Blatt beschädigt (s. o. Anm. 1).

6

Zur Diskussion um die Leitung der Rbk s. Dok. Nr. 223, P. 4.

Beide Punkte sind m. E. so wichtig, daß ihre Erledigung keinen Aufschub erleiden darf.

Ich darf Sie bitten, das Schreiben vertraulich zu behandeln.

In aufrichtiger Verehrung bin ich Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Koeth

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