2.36.5 (bau1p): 5. Kommissar für das Baltikum.

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 5). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Das Kabinett BauerKabinett Bauer Bild 183-R00549Spiegelsaal Versailles B 145 Bild-F051656-1395Gustav Noske mit General von Lüttwitz Bild 183-1989-0718-501Hermann EhrhardtBild 146-1971-037-42

Extras:

 

Text

RTF

5. Kommissar für das Baltikum13.

13

Die Auseinandersetzungen über den Verbleib oder Abzug der dt. Truppen aus dem Baltikum ziehen sich von Mai bis Dezember 1919 hin. Zum Gesamtzusammenhang s. Dok. Nr. 52. – Die Beratung dieses TOP erfolgt auf Antrag des RWeM und des PrKriegsM vom 19. 7., die die Einsetzung eines RKom. gefordert hatten, der in den noch von dt. Truppen besetzten Gebieten Lettlands und Litauens den mil. Schutz Ostpreußens organisieren, Flüchtlingsströme der dort lebenden Reichsdeutschen kanalisieren und die Räumung des Baltikums im Zusammenwirken mit der Befehlsstelle Kolberg regeln solle. Dies setze voraus, „daß keine plötzliche und gewaltsame Entfernung der deutschen Truppen und der reichsdeutschen Zivilisten erfolgt“ (R 43 I /1844 , Bl. 89). Der Antrag trägt der Tatsache Rechnung, daß der Sozialdemokrat August Winnig, der z. Z. noch die Ämter eines außerordentlichen Gesandten in Lettland und Estland und des RuStKom. für Ost- und Westpreußen sowie die besetzten ehemals russ. Gebiete in seiner Person vereinigte, sich nach seiner Ernennung zum OPräs. von Ostpreußen am 28. 6. nur noch am Rande mit baltischen Angelegenheiten befassen konnte. Dennoch war der Antrag nicht gegen Winnig gerichtet, da der Vorschlag gemacht wurde, man könne Winnig die Ernennung einer ihm geeignet erscheinenden Persönlichkeit überlassen.

Dem Wunsche des Kriegsministers, eine geeignete Persönlichkeit als Kommissar nach dem Baltikum zu schicken, um dort geeignete Maßnahmen zum[155] Schutze Ostpreußens vor Sowjettruppen und Banden14 zu treffen, wurde seitens des Reichsministers des Auswärtigen begegnet, weil man nach dem mit der Entente geschlossenen Abkommen nicht mehr berechtigt sei, im Baltikum, das zu räumen sei, etwas zu unternehmen; dem weiteren Wunsche, daß anstelle des jetzigen ein geeigneter Gesandter gesetzt werde, <der die derzeitigen Auffassungen des Ausw[ärtigen] Amtes vertreten soll,>15 könne er zustimmen. <Der Gesandte soll über alle militärischen und wirtschaftlichen Fragen genaue Informationen senden.>16

14

Über den antibolschewistischen Aspekt der dt. Baltikumspolitik s. Dok. Nr. 52, Anm. 4.

15

Im Antrag des RWeM und des PrKriegsM nicht enthalten. Der durch <> gekennzeichnete Teil ist hschr. vom Protokollführer an die Stelle von „dem es insbesondere obliegen werde, gute Beziehungen zu Polen zu unterhalten“ gesetzt worden. Damit wird deutlich, daß sich diese aus dem RKab. heraus – Bauer, Müller oder David – erhobene Forderung gegen Winnig und den von ihm mit der Weiterführung der Geschäfte der Gesandtschaft in Libau beauftragten Dr. Burchard richtete. Beide unterstützten politisch und moralisch die von den Freikorpskämpfern noch verfochtene offensive und imperialistische dt. Baltikumspolitik, deren juristische Grundlagen durch all. Forderungen und mit dem Abschluß des VV hinfällig geworden waren.

16

Der durch <> gekennzeichnete Teil ist in der Vorlage nachträglich gestrichen. In Beantwortung eines Privatdienstschreibens Winnigs an Müller vom 30. 7., in dem Winnig die Grundzüge seiner politischen Arbeit im Baltikum darlegte, teilt der RAM Winnig die bevorstehende Ersetzung Burchards mit (PA, Deutschland Nr. 131, Bd. 61). Winnigs Mission als dt. Gesandter endet am 26. 8.; mit der kommissarischen Vertretung des Dt. Reiches bei der lettischen und estnischen Reg. wird LegR Frhr. von Maltzan beauftragt (Schultheß 1919, I, S. 401).

Vom Reichsschatzminister wurde mitgeteilt, daß in Kurland noch deutsche Eisenbahnwerte von über 800 Millionen Mark steckten, über die man versucht habe, zu einer Einigung zu kommen; voraussichtlich werde eine Abschätzung stattfinden. Die neueste Pressemeldung besage, daß die Entente die Zurücklassung des gesamten Materials auf Grund des Waffenstillstandsvertrages verlangt habe; dieser Standpunkt der Entente sei seines Erachtens ungerechtfertigt. Es wurde beschlossen, daß das Auswärtige Amt die Angelegenheit sofort untersuchen solle17.

17

Die Angelegenheit wird am 31. 7. erneut im RKab. besprochen; Einzelheiten s. Dok. Nr. 37, P. 12.

Extras (Fußzeile):