2.13.3 (feh1p): 2. Politische Lage.

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 2). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

   Das Kabinett Fehrenbach  Konstantin Fehrenbach Bild 183-R18733Paul Tirard und General Guillaumat Bild 102-01626AOppeln 1921 Bild 146-1985-010-10Bild 119-2303-0019

Extras:

 

Text

RTF

2. Politische Lage.

Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde die durch die Erfolge der Bolschewiki gegen die Polen geschaffene Lage im Osten erörtert3. Es bestand Einverständnis,[34] daß irgendeine Unterstützung der Polen gegenüber den Bolschewiki nicht in Frage komme. Zu der Frage, was geschehen solle, wenn die Bolschewiki bis an die deutsche Grenze vordringen, wurde keine endgültige Stellung genommen. General von Seeckt erklärte, daß er diese Gefahr für die nächste Zeit kaum in Aussicht sähe; es sei, abgesehen von den technischen Hindernissen, auch wohl nicht möglich, aus den augenblicklichen Erfolgen der Bolschewiki auf eine Absicht des Angriffs auf die deutsche Grenze zu folgern. Die Gefahr liege darin, daß durch die Annäherung an die Grenze der Bolschewismus im Innern Nahrung bekäme. Der Bolschewismus sei eine geistige Bewegung und müsse mit geistigen Mitteln bekämpft werden. Reichspostminister Giesberts betonte, daß auf alle Fälle jedes Zusammengehen mit den Franzosen und Engländern zu Kämpfen außerhalb der deutschen Grenze grundsätzlich abgelehnt werden müsse. Im übrigen liege die Gefahr darin, daß wir die bolschewistische Revolution im Innern nährten, sobald wir uns gegen Rußland stellten. Reichsminister des Innern Koch vertritt hierin den gegenteiligen Standpunkt. Durch eine Verständigung mit dem russischen Bolschewismus werde der deutsche Bolschewismus hochgebracht. Den deutschen Bolschewismus könne man nur dadurch niederhalten, daß man gegen den russischen vorgehe. Im entscheidenden Falle würden Kämpfe gegen den Bolschewismus unter rücksichtsloser Bekämpfung des Bolschewismus auch im Inlande noch immer das beste Mittel sein. Minister Groener: Er kenne die Sowjettruppen und ihre Art der Kriegführung aus eigener Erfahrung und bäte, aus Erfolgen der Sowjettruppen nicht gar so viel Aufsehen zu machen. Die Kämpfe im Osten spielten sich jetzt meist nur mit ganz kleinen Truppenverbänden ab. Frankreich würde keine Divisionen mehr nach dem Osten flüssig machen können, auch England würde sich vor einer aktiven Beteiligung hüten4.

3

Im russ.-poln. Krieg waren die Sowjetrussen Mitte Mai 1920 nach einer Reihe von Niederlagen zum Gegenangriff übergegangen. Anfang Juli 1920 hatte eine neue russ. Offensive eingesetzt und die russ. Truppen waren überall in schnellem Vormarsch begriffen (Schultheß 1920, II, S. 201).

4

Zu den Verhandlungen zwischen Polen und den Alliierten über eine mögliche militärische Hilfe, die seit dem 6. 7. in Spa stattfanden, s. DBFP 1st Series, Vol. VIII, p. 441 f., 490 f., 502 f., 515 f., 524 f.

Extras (Fußzeile):