2.156.1 (ma11p): [Lage der Bergarbeiter.]

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[Lage der Bergarbeiter.]

Herr Schmidt machte Mitteilungen über die Auswirkungen der Micumverträge auf Arbeitszeit und Arbeitslohn der Bergarbeiter. Diese Auswirkungen seien unerträglich geworden. Es herrsche die Auffassung, daß die ganzen Lasten der Micumverträge von der Arbeitnehmerschaft des besetzten Gebiets getragen würden. Eine Änderung müsse vorgenommen werden. Einen Vorschlag zur Lösung könne er allerdings nicht machen, da er nicht über den außenpolitischen Gang der Verhandlungen orientiert sei.

Die Ausführungen wurden von anderen Vertretern der Arbeitnehmerschaft durch statistisches Material belegt.

Der Reichsarbeitsminister führte aus, daß sich die Regierung darüber klar sei, daß die Lohnhöhe der Bergarbeiter nicht zu halten sei. Die erste Gelegenheit zu einer Änderung werde benutzt werden müssen. Die Schwierigkeit liege im Augenblick darin, daß keine Verhältnisse geschaffen werden könnten, die den Gegnern die Forderung auf Verlängerung der Micumverträge erleichtere. Dazu komme, daß die Reichsregierung nicht in der Lage sei, Mittel für diese Zwecke zur Verfügung zu stellen.

Ein Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums machte Mitteilung über die Belastung der einzelnen Schichten der Bevölkerung durch die Micumverträge.[497] Der Bergarbeiter sei danach mit 1,50 GM, der Verbraucher mit 2,70 GM, der Arbeitgeber mit 8,70 GM je Absatztonne belastet. Die Selbstkosten je Tonne betrügen im Durchschnitt 17,43 Mark.

Von Arbeitnehmerseite wurden diese Zahlen mit größter Zurückhaltung aufgenommen und der Wunsch ausgesprochen, diese Zahlen in Verbindung mit den Arbeitgebern nachprüfen zu dürfen.

Die Reichsregierung sagte zu, die Arbeitgeberseite um gemeinsame Nachprüfung zu ersuchen.

Der Reichsarbeitsminister betonte die Notwendigkeit der Aufklärung des In- und Auslandes über die Lage der Arbeitnehmerschaft, wie sie durch die Micumverträge hervorgerufen sei. Zum mindesten sei erforderlich, daß über diese Verhandlungen ein ausführliches Kommuniqué herausgegeben werde.

Die Versammlung stimmte dem zu, ein Ausschuß übernahm die Redaktion des Kommuniqués2.

2

WTB meldet über diese Besprechung: Die Regierungsvertreter hätten vollstes Verständnis für die durch die Micumverträge hervorgerufene Notlage der Bergarbeiter gezeigt und die Prüfung von Hilfsmaßnahmen in Aussicht gestellt. „Der RFM legte jedoch dar, daß mit Rücksicht auf den noch jetzt bestehenden außerordentlich hohen Fehlbetrag im Reichshaushalt und die unbedingte Notwendigkeit, jede Rückkehr zur Inflation zu vermeiden, eine finanzielle Mitwirkung des Reiches zur Milderung der Lasten der Micumverträge schlechterdings ausgeschlossen sei. Zum Schluß brachten die Arbeitnehmervertreter einmütig zum Ausdruck, daß sie eine Verlängerung der bestehenden Micumverträge wegen der unerträglichen Herabsetzung der Lebenshaltung der Arbeiterschaft unter allen Umständen ablehnten.“ (DAZ Nr. 149 vom 28. 3.).

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