2.76 (mu11p): Nr. 76 Die Niederrheinische Handelskammer an den Reichskanzler. Duisburg, 30. April 1920

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 2). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Das Kabinett Müller IHermann Müller Bild 146-1979-122-28APlakat der SPD zur Reichstagswahl 1920Plak 002-020-002Wahlplakat der DNVP Plak 002-029-006Wahlplakat der DDP Plak 002-027-005

Extras:

 

Text

RTF

Nr. 76
Die Niederrheinische Handelskammer an den Reichskanzler. Duisburg, 30. April 1920

R 43 I /2717 , Bl. 68-71 Telegramm

[Betrifft: Rücktritt v. Watters.]

Wir drahteten soeben an den Herrn Reichspräsidenten folgendes: Der Rücktritt des Generalleutnant von Watter von seinem Amt, in dem er sich unter schwierigsten sachlichen und persönlichen Verhältnissen das feste Vertrauen der gesamten ordnungsliebenden Bevölkerung erworben hatte, ruft in weitesten Kreisen tiefe Bestürzung hervor. Der Entschluß des hochverdienten Mannes, um Entbindung von seiner Stellung zu bitten, kann nur erfolgt sein, weil er die Verantwortung für die weitere Entwicklung der Dinge im Industriegebiet nicht mehr tragen kann1. Wir bitten im Namen von Handel und Gewerbe des wichtigsten Wirtschaftsbezirks Deutschlands aufs dringendste, die Hemmnisse zu beseitigen, die zum Rücktritt des Wehrkreiskommandierenden geführt haben. Die Gefahr einer neuen roten Aufstandsbewegung wächst täglich2.[181] Wir verlangen, daß in einer Angelegenheit, die keine Parteifrage, sondern die Lebensfrage des deutschen Wirtschaftslebens ist, das Urteil sachkundiger, besonnener und ihrer vollen Verantwortung bewußter Männer, unbeschadet ihrer politischen Richtung weiterhin ernstere Berücksichtigung findet als bisher.

1

Watter hatte um seine Dienstenthebung gebeten, nachdem seine Vollmachten eingeschränkt und weiteres militärisches Vorgehen von der Anforderung durch Zivilbehörden abhängig gemacht worden war. In einem Rundschreiben an die Behörden im Gebiet des Wehrkreiskommandos VI hatte er erklärt: „Ich habe mich zu diesem Schritt gezwungen gesehn, da ich die Überzeugung gewann, daß auf dem neuerdings mir aufgezwungenen Wege das von mir erstrebte Ziel, Ruhe und Ordnung in dem mir anvertrauten Bereich wiederherzustellen, nicht zu erreichen ist.“ S. dazu C. Severing, 1919/1920 im Wetter- und Watterwinkel, S. 222 f., und H. Spethmann, Die Rote Armee an Rhein und Ruhr, S. 223 ff.

2

Im Gegensatz zu dieser Ansicht hatte das Pressereferat für innere Politik bei der RReg. am 28. 4. mitgeteilt, daß „die Lage im Ruhrgebiet im wesentlichen nicht verändert“ sei. Außerdem hieß es dort über den Remscheider Bezirk: „Putschgerüchte dadurch entstanden, daß 230 Flüchtlinge aus dem besetzten Gebiet nach Remscheid kamen. Es sind dies Angehörige der ehemaligen Roten Armee. Die Waffenabgabe in Remscheid ist als mäßig zu bezeichnen“ (R 43 I /2728 , Bl. 86).

Niederrheinische Handelskammer

Vorsitzender Reusch

1. Syndikus Most

Extras (Fußzeile):