2.112.5 (lut1p): 5. Außerhalb der Tagesordnung: Änderung im Vorsitz des Aufsichtsrats der Viag.

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[380]5. Außerhalb der Tagesordnung: Änderung im Vorsitz des Aufsichtsrats der Viag.

Der Reichsminister der Finanzen berichtete über die Angelegenheit5. Reichsminister a. D. Albert sei bereit, den Vorsitz niederzulegen. Die Fraktionen des Reichstags hätten sich einstimmig für die Niederlegung des Vorsitzes durch den Reichsminister a. D. Albert ausgesprochen. Es frage sich jetzt, ob auf Albert noch ein weiterer Druck in der Richtung ausgeübt werden soll, daß er auch die Mitgliedschaft in den verschiedenen Aufsichtsräten niederlege. Er sei der Meinung, daß, wenn auch die Fraktionen darauf noch beständen, gleichwohl seitens der Regierung dem nicht stattgegeben werden solle.

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S. Dok. Nr. 105, P. 3.

Der Reichsarbeitsminister teilte mit, daß ihm verschiedenes über Albert zu Ohren gekommen sei, was nicht gerade zu Gunsten Alberts spräche. Natürlich könne er nicht wissen, ob die Vorwürfe irgendwie berechtigt seien.

Der Reichsminister der Finanzen erwiderte, daß an all dem Gerede nichts sei. Tatsache sei lediglich, daß die Deutschen Werke zusammengebrochen seien6 und dieses naturgemäß auf Albert als Vorsitzenden der Viag laste. Die Verbitterung der Fraktionen rühre daher, daß sie selbst dem Aufsichtsrat angehörten und für den Zusammenbruch mitverantwortlich seien.

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S. Dok. Nr. 27, P. 3, dort bes. Anm. 4.

Das Kabinett beschloß, den Reichsminister Albert zu ersuchen, den Vorsitz im Aufsichtsrat der Viag niederzulegen, dagegen keinen Druck auf ihn auszuüben, auch aus den Aufsichtsräten der einzelnen Werke auszuscheiden. Der Reichsminister der Finanzen wurde ermächtigt, in diesem Sinne zu handeln.

Der Reichsminister der Finanzen teilte daraufhin mit, daß als Nachfolger Alberts nur der Staatssekretär Fischer vom Reichsfinanzministerium in Frage komme. Eine Persönlichkeit aus der freien Wirtschaft könne nicht genommen werden.

Der Reichskanzler hielt einen aktiven Beamten auf diesem Posten für etwas bedenklich. Die gesamte Viag unterläge dann im größten Ausmaß der parlamentarischen Kontrolle.

Der Reichswirtschaftsminister war der gleichen Auffassung. Es komme nur darauf an, einen absoluten Vertrauensmann der Regierung zu finden.

Der Reichsminister des Innern und der Reichswehrminister schlossen sich ebenfalls dieser Auffassung an.

Der Reichsminister der Finanzen erwiderte, daß auch er gern auf eine andere Persönlichkeit zurückgreifen würde, wenn sie nur gefunden werden könnte. Zudem sei die Sache eilig, da der Wechsel im Vorsitz bereits zum 1. Juli vor sich gehen müsse.

[381] Der Reichsminister des Äußern glaubte, daß, wenn der Posten genügend hoch besoldet würde, sich doch eine geeignete Persönlichkeit aus der Privatwirtschaft dafür finden ließe.

Nach längerer Debatte wurde beschlossen, Staatssekretär Fischer mit dem Vorsitz im Aufsichtsrat der Viag für ein Provisorium bis zum Ablauf des Geschäftsjahres zu betrauen. Herrn Staatssekretär Fischer soll dabei vertraulich zum Ausdruck gebracht werden, daß die zeitliche Begrenzung der Betrauung nach außen hin nicht zum Ausdruck gebracht werden, daß aber bereits jetzt als sicher gelten könne, daß er, sobald eine andere geeignete Persönlichkeit für den Posten gefunden sei, von dem Vorsitz wieder entbunden werde.

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