2.91.2 (bau1p): 2. Bericht der Kriegslastenkommission über die Verhandlungen in Versailles.

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Das Kabinett BauerKabinett Bauer Bild 183-R00549Spiegelsaal Versailles B 145 Bild-F051656-1395Gustav Noske mit General von Lüttwitz Bild 183-1989-0718-501Hermann EhrhardtBild 146-1971-037-42

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2. Bericht der Kriegslastenkommission über die Verhandlungen in Versailles.

Unterstaatssekretär Bergmann berichtet über die Verhandlungen mit Loucheur7. In Übereinstimmung mit Geheimrat Schmitt8 kommt er zu dem Ergebnis,[336] daß möglichst umfangreiche Kohlenlieferungen an Frankreich die Voraussetzung irgendwelcher Erfolge auf dem Gebiete der weiteren Verhandlungen sind. Das Kabinett ist darüber einig, daß auch aus diesem Grunde die Beseitigung der Transportnot die dringendste Frage ist. Diese Frage soll alsbald besonders besprochen werden (zu vergl. Protokoll vom 1. November d. Js.)9.

Im übrigen ist das Kabinett damit einverstanden, daß die Kohlen nach Frankreich über Antwerpen10 verfrachtet werden. Um den Abtransport im großen Maße zu bewältigen, bestehen keine Bedenken gegen die Heranziehung der französischen Firma Worms unter Befriedigung auch verhältnismäßig hoher Ansprüche dieser Firma.

Fußnoten

7

Nachdem am 29. 8. die vorzeitige Lieferung dt. Reparationskohle an Frankreich vereinbart worden war (vgl. Dok. Nr. 98, Anm. 5), konnte in Folgeverhandlungen zwischen Vertretern der Dt. Friedensdelegation und der Kriegslastenkommission einerseits und dem Organisationskomitee der all. Repko unter Leitung Loucheurs andererseits eine Einigung über Preis- und Transportfragen nicht erzielt werden. Am 7. 10. hatte GehR Schmitt das AA in einem Telegr. auf die Gefahr „scharfer Auseinandersetzungen“ mit Frankreich wegen mangelnder Kohlelieferungen hingewiesen. Soweit nicht Transportkapazitäten fehlten, sei es unbedingt erforderlich, „daß mit den Kohlelieferungen an Frankreich alles getan wird, was getan werden kann“; denn Dtld. befände sich politisch keineswegs – wie das mit der Abwicklung der Kohlelieferungen beauftragte Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat irrtümlich annehme – in einer besseren Lage als vor einigen Monaten. Vielmehr sei bei der Entente u. a. durch die Entwicklung des Baltikum-Unternehmens die Neigung gewachsen, „in wirtschaftlichen Fragen mit aller Strenge gegen uns vorzugehen. Es wäre verhängnisvoll zu glauben, daß die Entente, wenn wir mit den Kohlelieferungen jetzt nachlassen, nicht den Entschluß zu Zwangsmaßnahmen, insbesondere zu einer Besetzung des Ruhrgebiets, finden wird“ (Nachl. von Le  Suire , vorl. Nr. 68). Als die am 1. 9. aufgenommenen Lieferungen weit hinter den frz. Vorstellungen zurückblieben, versuchten die Franzosen ihre Interessen mit ultimativem Druck durchzusetzen, indem Loucheur Ende Oktober den dt. Vertretern „ausnehmend ernst“ frz. Vormarschabsichten ankündigte. „Clemenceau sei hoch erregt und werde in allen Sachen Schwierigkeiten bereiten“ (Lersner an Haniel; Telegr. vom 29.10.19; PA, Weltkrieg, Nr. 31 Geh., Bd. 2). Die Abschrift eines diesbezüglichen anderen Telegr. vom 27. 10. ging am 30. 10. in der Rkei ein, wobei MinDir. von Stockhammern auf dem Begleitschreiben vermerkte: „Es ergibt sich daraus, daß die Frage in ein ernstes Stadium getreten ist. […] Ich bitte, den Herrn Reichskanzler von der Sachlage zu verständigen“ (R 43 I /12 , Bl. 185–201).

8

Zur Haltung Schmitts vgl. Dok. Nr. 99, P. 8.

9

Siehe Dok. Nr. 93.

10

Muß wohl heißen: Rotterdam. Neben Mannheim wird Rotterdam in den in Anm. 7 genannten Materialien als einziger weiterer Umschlaghafen für die Reparationskohle genannt.

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