2.20.4 (sch1p): 4. [Schießbefehl]

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4. [Schießbefehl]

Reichsminister Landsberg brachte den in der „Freiheit“ vom 18. März d. J., Abendblatt, veröffentlichten angeblichen Befehl der Garde-Kavallerie-Division zur Sprache und fragte, ob dieser Befehl tatsächlich ergangen sei und ob es wahr sei, daß daraufhin Leute auf bloßen Verdacht hin erschossen worden seien.

Reichsminister Noske erwiderte, daß diese Fälle noch nicht aufgeklärt seien7. Er wies auf die Missetat der anderen Seite hin und betonte, daß demgegenüber eine gar zu strenge Nachforschung nach Übergriffen der bis aufs höchste gereizten, nach den Geboten der Notwehr gehorchenden eigenen Truppen als ungerecht empfunden werde und für die Bereitwilligkeit der Truppen, ihr Leben häufig in Straßenkämpfen mutig zu wagen, schlechte Folgen haben werde. Um die Truppen wieder mehr zu disziplinieren, würden sie z. Zt. möglichst aus Berlin wieder herausgezogen.

Verschiedene Mitglieder des Kabinetts, namentlich Dr. David, traten trotz Würdigung dieser Gründe für eine sofortige Untersuchung jedes in der Presse mit genauen Angaben veröffentlichten Falles ein.

[68] Reichsminister Landsberg riet, daß der Reichsminister sich derartige Befehle vorher zeigen lasse, was dieser zusagte.

Fußnoten

7

Die Abendausgabe des USPD-Organs „Freiheit“ vom 18.3.1919, Nr. 130, brachte in großer Aufmachung auf der ersten Seite einen ungezeichneten Artikel, nach dem die während des Märzaufstandes in Berlin eingesetzte Garde-Kavallerie-Schützen-Division am 10.3.1919 einen Befehl herausgegeben hatte, der weit über den „Schießerlaß“ des RWeM Noske (in: Darstellungen aus den Nachkriegskämpfen deutscher Truppen und Freikorps, hrsg. von der Kriegsgeschichtlichen Forschungsanstalt des Heeres, Bd. VI, Berlin 1940, S. 95) vom 9.3.1919 hinausging und auch die Erschießung waffentragender Zivilisten, die nicht unmittelbar an den Kämpfen teilnahmen, befahl. Der in der „Freiheit“ veröffentlichte Befehl der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ist in den Akten nicht aufzufinden, jedoch wurde er während der 30. Sitzung der NatVers am 27.3.1919 von dem Abg. Haase (USPD) zitiert, ohne daß der darauffolgende Redner, RWeM Noske, der sehr detailliert auf Haases Rede einging, die Behauptung dementierte (NatVers Bd. 327, S. 844  ff. , 851 ff. ).

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