1.152 (bru2p): Nr. 404 Der Reichslandbund an den Reichspräsidenten. 22. Juli 1931

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Nr. 404
Der Reichslandbund an den Reichspräsidenten. 22. Juli 1931

R 43 I /678 , Bl. 132–134 Abschrift1

1

StS Meissner übersandte am 24.7.31 dem RK eine Abschrift des Schreibens mit der Bitte um Kenntnisnahme. Der RPräs. habe sich als Antwort an den RLB lediglich mit einer Empfangsbestätigung begnügt (R 43 I /678 , Bl. 131).

[Regierungswechsel]

Hochzuverehrender Herr Reichspräsident!

Die nationale Opposition hat durch Telegramm an Reichskanzler Brüning nach London2 aus schwerer vaterländischer Sorge heraus pflichtgemäß den verantwortlichen Leiter der Deutschen Regierung darauf hingewiesen, daß sie keine neuen Bindungen, die eine Schmälerung der deutschen Staatshoheit bedeuten, als für sich rechtsverbindlich ansehen wird.

2

S. Dok. Nr. 402, Anm. 6.

Wir geben uns der Hoffnung hin, daß es dem Herrn Reichskanzler gelingen wird, derartige politische Forderungen abzuwehren und als Ergebnis der finanziellen Verhandlungen Deutschland eine Atempause zu verschaffen. Wenn nun in dieser Atempause das Steuer der deutschen Politik nicht völlig herumgeworfen wird, steht dem Vaterlande in kürzester Frist eine neue Katastrophe bevor.

[1412] Nicht nur die Erfüllungspolitik, sondern ebenso und noch mehr die gesamte deutsche Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit erleben jetzt ihren Zusammenbruch.

Jetzt zeigt sich, welch ungeheuere Bedeutung daran liegt, daß die Landwirtschaft die Sicherheit der Ernährung unter allen Umständen gewährleisten kann. Damit erweist sich zugleich das Unheilvolle jener Politik, die der Preisgabe der eigenen Ernährungsgrundlage das Wort redet, anstatt sich auf die bodenständigen deutschen Kräfte zu stützen.

Die Bedrohung der deutschen Währung durch den Abzug der Auslandskredite brauchte nicht zu sein, wenn nicht die von uns bekämpfte, aber unentwegt fortgesetzte überflüssige Einfuhr ausländischer Lebensmittel erst jene verhängnisvolle Auslandsverschuldung verursacht hätte.

Niemals so wie jetzt hat sich gezeigt, daß für das wirtschaftliche Wohl eines Volkes seine eigne Arbeit, sein eigner Acker und seine eignen Rohstoffe die allein sichere Grundlage sind.

Eine Politik, die zu diesen Grundlagen zurückfindet, ist nur unter völligem Bruch mit den Kräften des internationalen Marxismus möglich. Der oft gehörte Einwand, daß ohne die Sozialdemokratie nicht regiert werden könne, ist falsch. Man verwechselt hier Sozialdemokratie und Arbeiter. Keine Politik hat den deutschen Arbeiter mehr betrogen als die, die unter sozialdemokratischem Einfluß stand. Fünf Millionen Arbeitslose und Kurzarbeiter sind der Beweis.

Dem Herrn Reichskanzler wird es auch bei persönlich bestem Bemühen nicht möglich sein, mit den zur Zeit hinter ihm stehenden parteipolitisch gebundenen Kräften eine solche Wendung der Politik herbeizuführen, die notwendig ist, um den eingetretenen Staatskonkurs zu überwinden. Wertvolle fähige Kräfte stehen bereit, das Werk der Rettung Deutschlands verantwortlich zu übernehmen. Ihr Einsatz gewährleistet zugleich die bei der Führung der deutschen Politik bisher nicht vorhandene Verbundenheit mit den bodenständigen nationalen Kreisen. Nur durch die Übertragung der Verantwortung an unabhängige Männer dieser Auffassung kann die Gesamtpolitik im Reich und seinen Gliedern die Bahnen beschreiten, die zur Rettung aus dem Zusammenbruch unerläßlich sind.

Das Deutsche Landvolk ruft in dieser schweren Stunde die verfassungsmäßige Einwirkung des Herrn Reichspräsidenten an, um dem deutschen Volke die Führung zu geben, die es befähigt, sein Schicksal zu wenden.

In Ehrerbietung

die Präsidenten des Reichs-Landbundes

gez. Graf Kalckreuth, Bethge, Lind.

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