2.75.7 (bau1p): 7. Transportfrage.

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7. Transportfrage.

Der Reichswirtschaftsminister gab eine eindringliche Schilderung über die trostlosen Verhältnisse in der Transportlage und wies darauf hin, daß er die Verantwortung für eine geregelte Lieferung sowohl hinsichtlich der Lebensmittel als auch der Kohlen usw., nicht mehr übernehmen könne, wenn nicht sofort Abhilfe geschaffen würde. Einzelne Städte könnten zur Zeit nur zwei Pfund Kartoffeln verteilen; die Unzulänglichkeit der Kohlenbelieferung sei bekannt. Auf den Halden lägen große Mengen von Kohlen, die unbedingt abgefahren werden müßten. Nach seiner Auffassung könne die Angelegenheit nur durch Schaffung eines Diktators mit außerordentlichen Vollmachten geregelt werden, wobei er an Exzellenz Groener gedacht habe. Ein Hauptgrund läge in den unhaltbaren Zuständen in den Eisenbahnwerkstätten, hinzu komme zur[294] Zeit noch eine Verstopfung der Verkehrswege8. Er bat um Vollmacht, bei einer am nächsten Tage stattfindenden Besprechung zwischen dem Minister der öffentlichen Arbeiten und den Mehrheitsparteien in der Preußischen Landesversammlung vom Reiche aus auf eine sofortige durchgreifende Regelung dringen zu dürfen9.

8

Einzelheiten über den besorgniserregenden Verlauf der Kohlenversorgung s. in dem Schreiben des PrArbM an den RWiM vom 30. 9. (R 43 I /2183 , Bl. 5–8). Über Transport- und Versorgungsschwierigkeiten s. auch Dok. Nr. 72, P. 7. – Weiteres Material in: R 43 I /1035 .

9

Einzelheiten über die Besprechung wurden nicht ermittelt. – Am 8. und 10. 10. finden in der PrLV Beratungen über den Haushalt der Pr. Eisenbahnverwaltung statt. Dabei erläutert der PrArbM Oeser die im Interesse der Volksernährung und der Kohlenversorgung getroffenen und weiterhin beabsichtigten einschneidenden Verkehrslenkungsmaßnahmen. Das RKab. verfügt Anfang November die vorübergehende Einstellung des gesamten Eisenbahnpersonenverkehrs (vgl. Dok. Nr. 93).

Die gleiche Vollmacht erbat der Reichsverkehrsminister der darauf hinwies, daß neuerdings die einzelnen Staaten, insbesondere Preußen, Widerstand gegen die Einrichtung des Reichsverkehrsministeriums überhaupt erhöben10.

10

Vgl. Dok. Nr. 105 mit weiteren Hinweisen.

Der Reichsminister des Auswärtigen wies auf die Bedeutung der ganzen Frage in internationaler Beziehung hin und auf die Folgen, welche die Nichteinhaltung der Kohlenlieferungen an die Entente für Deutschland bedeuten würde11.

11

Vgl. Dok. Nr. 98, insbesondere Anm. 5.

Der Reichsminister der Finanzen schlug vor, daß der Reichskanzler die Angelegenheit in die Hand nehmen solle, da hier die Existenz des Reichs auf dem Spiele stände. Die Reichsminister der Justiz und des Innern schlossen sich diesem Vorschlage an.

Unterstaatssekretär Göhre betonte, daß seitens Preußens kein böser Wille vorläge und bat, eine Besprechung der Preußischen Minister abzuwarten.

Es wurde beschlossen, die Angelegenheit am Freitag [10. 10.] nachmittags 4 Uhr mit dem Preußischen Kabinett zu besprechen12. Die Einladungen sollen vom Reichskanzler ergehen.

12

Die Besprechung findet erst am 11. 10. statt (vgl. Dok. Nr. 76).

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