2.157.1 (bau1p): [Attentat auf Reichsfinanzminister Erzberger; Auslieferungsfrage.]

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Das Kabinett BauerKabinett Bauer Bild 183-R00549Spiegelsaal Versailles B 145 Bild-F051656-1395Gustav Noske mit General von Lüttwitz Bild 183-1989-0718-501Hermann EhrhardtBild 146-1971-037-42

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RTF

[Attentat auf Reichsfinanzminister Erzberger2; Auslieferungsfrage3.]

2

Der entlassene Offiziersanwärter Oltwig von Hirschfeld verübte am 26. 1. auf den RFM beim Verlassen des Moabiter Gerichtsgebäudes ein Revolverattentat und verletzte den Minister durch einen Schulterschuß. Der Täter hatte der amtlichen Meldung zufolge an diesem Tag der Gerichtsverhandlung im Beleidigungsprozeß gegen den früheren StS Helfferich (vgl. Dok. Nr. 56, P. 9) beigewohnt und gab an, dabei die Überzeugung gewonnen zu haben, „daß Erzberger ein Schädling sei und beseitigt werden müsse“. – Zum Tathergang s. DAZ Nr. 48 vom 27.1.20; zur Einordnung des Vorfalls in den Gesamtzusammenhang s. Klaus Epstein: Matthias Erzberger und das Dilemma der deutschen Demokratie. S. 400 ff.

3

Die Notizen enthalten folgende Passagen, die sich nicht zweifelsfrei in den Zusammenhang einordnen lassen: „Schiffer: Schwierigkeiten in der Demokratischen Partei in Auslief[erungs-]Frage. RK: Auslief[erungs-]Frage. Pohlmann in Magdeburg gegen Auslief[erung]. Vielleicht Preußen darauf aufmerksam machen.“

[Es wurde die durch das Attentat auf den Reichsfinanzminister4 entstandene innenpolitische Lage erörtert und in diesem Zusammenhang der „Hetze“ der Rechtsopposition „moralisch Verantwortung“ zugewiesen5. Das Kabinett beschloß, eine „offizielle Erklärung“, die „zur Selbstbesinnung mahnt“, herauszugeben6.]

4

Expressis verbis wird die Tatsache, daß auf den RFM ein Attentat verübt worden ist, nicht erwähnt.

5

In diesem Sinne veröffentlicht die DAZ eine Zusammenstellung von Auszügen aus der rechtsoppositionellen Presse, in denen in der Vergangenheit immer wieder „mit den Mitteln der wüstesten Agitation“ gegen den Minister Stellung bezogen wurde, und kommentiert: „So bleibt die Tat des Herrn von Hirschfeld letzten Endes an den Urhebern dieser Hetze hängen. Sie sind mitschuldig an seinem Verbrechen“ (DAZ Nr. 48 vom 27.1.20).

6

Die RReg. bekundet in einem am folgenden Tag verbreiteten Aufruf ihren Abscheu über den Mordanschlag. Sie spricht die Hoffnung aus, daß das Attentat „den besinnungslosen Hetzern, in welchem Lager sie stehen mögen,“ klar mache, „vor welchem Abgrund wir alle stehen“. Schließlich ruft sie alle Deutschen auf, mit ihr den Schutz des einzelnen und des ganzen Volkes vor Gewaltakten zu übernehmen (Text u. a. in: DAZ Nr. 48 vom 27.1.20). – Der RFM übernimmt am 4. 2. wieder seine Amtsgeschäfte.

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