2.95.2 (sch1p): 2. [Flucht des Oberleutnants Vogel]

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[386]2. [Flucht des Oberleutnants Vogel]

Ministerpräsident Scheidemann verliest eine Mitteilung der „Freiheit“ über die Flucht des Oberleutnants Vogel2. Kriegsminister Reinhardt gibt über die Maßnahmen Aufschluß, die zur Verhinderung einer Flucht getroffen waren. Unterstaatssekretär Frhr. Langwerth von Simmern erklärt, daß seinerzeit vom Auswärtigen Amte auf Grund vorschriftsmäßiger Bescheinigungen des Polizeipräsidenten und der Wako ein Paß des Kurt Velsen mit dem Rückreisevermerk versehen worden sei.

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In großer Aufmachung hatte das Berliner USPD-Organ „Freiheit“, Nr. 255, 28.5.1919, unter der Überschrift „Die Wahrheit über Vogels Flucht – Die triumphierenden Offiziere“ darauf hingewiesen, daß die Meldung des Garde-Kavallerie-Schützenkorps über die Flucht des Oberleutnants Vogel (s. Dok. Nr. 80, P. 4) Unstimmigkeiten aufwies. Der Artikel fuhr fort: „Leider stimmen unsere Feststellungen mit denen der Garde-Kavallerie-Schützendivision nicht überein, so daß wir nicht umhin können, unsere Kenntnisse der Öffentlichkeit mitzuteilen. Vor allen Dingen wollen wir der Öffentlichkeit verraten, daß sich der Herr Oberleutnant Vogel wohlgeborgen bei der deutschen Gesandtschaft im Haag befindet. […] Zu der gelungenen Flucht hat er sich […] des Passes auf den Namen Kurt Velsen bedient, der ihm aber nicht von der Paßstelle des Berliner Polizeipräsidiums, sondern von der Paßstelle des Kriegsministeriums besorgt worden ist. […]“ Das Auto, in dem Vogel geflohen sei, gehöre einem Herrn Janschkow und sei das gleiche Auto gewesen, in dem Rosa Luxemburg ermordet worden sei. Anschließend habe die Garde-Kavallerie-Schützendivision das Auto angekauft. Der Artikel fuhr fort: „Sollten diese Mitteilungen über die Helfershelfer Vogels bei der Flucht noch nicht genügen, so empfehlen wir dem Herrn Reichswehrminister Noske, eine kleine Anfrage an die Abt. VIII der Garde-Kavallerie-Schützendivision zu richten. Hier wird ihm der Hauptmann Janssen auf Befragen sicherlich gern bestätigen, daß er es gewesen ist, der den Stempel der Division unter den gefälschten Ausweis, der zur Befreiung Vogels aus dem Zellengefängnis Moabit diente, gedrückt hat. So merkwürdig es ist, daß alle diese Dinge dem Herrn Kriegsgerichtsrat Spatz, der die Untersuchung „auf das energischste“ betreibt, verborgen geblieben sind, so wenig wundern wir uns darüber. Er teilt damit das bedauernswerte Schicksal seines Kollegen Jörns [des Untersuchungsrichters in der Mordsache Liebknecht-Luxemburg], denn auch diesem war angeblich nicht bekannt, was alle Leute im Edenhotel wissen, daß der große Unbekannte, der auf dem Auto gestanden hat und den Vogel nicht nennen will, der Leutnant Souchong ist, der als Zeuge im Prozeß aufgetreten ist.“

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