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Bearbeitung der Bestände zu den Alliierten Prozessen abgeschlossen

12.08.2022

Übernahme und Bewertung

Benutzung

Strafprozess vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg 1945/46 gegen führende Personen (Hauptkriegsverbrecher) des faschistischen Deutschlands wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen den Frieden und gegen die Menschlichkeit; abgeschlossen durch Urteil vom 30.9./1.10.1946

Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges ermittelten alliierte Gerichte gegen die Verantwortlichen für Verbrechen gegen den Frieden, für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Neben den Verfahren vor dem Internationalen Militärtribunal (IMT) in Nürnberg, bei dem über die Hauptkriegsverbrecher gerichtet wurde, fanden weitere Prozesse statt. In diesen Nachfolgeprozessen waren insbesondere Personen der NS-Eliten aus den Reihen der Justiz, Industrie, Ärzteschaft, Wehrmacht, Diplomatie und Beamtenschaft (Nürnberger Nachfolgeprozesse) angeklagt. Zu vergleichbaren Verfahren kam es auch vor Gerichten im europäischen Ausland.

Die im Bundesarchiv überlieferten Sammelbestände dokumentieren die verschiedenen Verfahren, wobei die Bestände „ALLPROZ 3 Nürnberger Prozesse: Handakten von Rechtsanwälten“, „ALLPROZ 4 Belgische Prozesse: Falkenhausen-Prozess“, „ALLPROZ 5 Britische Prozesse: Manstein-Prozess“ und „ALLPROZ 21 Prozesse gegen Deutsche im europäischen Ausland: Handakten von Rechtsanwälten“ als Besonderheiten hervorgehoben werden müssen. Sie enthalten unter anderem Originale, die in keiner anderen kulturellen Einrichtung zu finden sind.

Bei diesen Beständen handelt es sich, wie die Bestandsbezeichnungen teils bereits ausdrücken, um Sammlungen von Unterlagen der Rechtsanwälte, die die Verteidigung der Angeklagten übernahmen. Zu ihnen zählen unter anderem Paul Leverkuehn, Otto Kranzbühler, Hans Gawlik, Robert Servatius und Alfred Thoma. Die Interaktion zwischen Mandant und Rechtsanwalt sowie die Prozessstrategien werden anhand von Originaldokumenten wie Briefen, persönlichen Aufzeichnungen und Arbeitsmaterialien aus dem Eigentum der Verteidiger erlebbar. Ferner werden die generellen Abläufe einzelner Prozesse dokumentiert, aber auch Teilaspekte der Anklage und die beteiligten Personen werden näher beleuchtet.

Verschiedene Nachlassbestände ergänzen die ALLPROZ-Bestandsgruppe. Dazu zählen beispielsweise die Unterlagen des Verteidigers Rudolf Aschauer (Nachlass N 642), der sich zeit seines Lebens schwerpunktmäßig für Beschuldigte in Verfahren wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen einsetzte. Aber auch die Nachlässe der Verteidiger Kurt Behling (N 1253), Hans Laternser (N 431) und des Verteidigers von Hermann Göring, Otto Stahmer (N 1583), werden im Bundesarchiv verwahrt.

Mit der Erschließung der letzten Akte aus dem Nachlass des Hamburger Rechtsanwaltes Walter Siemers im Bestand ALLPROZ 3 ist die Bestandsgruppe zu den Alliierten Prozessen im Bundesarchiv nun rund 60 Jahre seit Beginn der ersten Bemühungen zur Sammlung von Unterlagen zu diesen bedeutenden Prozessen vollständig und abschließend bearbeitet worden.

In den Unterlagen aus der Verteidigungsaktivität von Walter Siemers fanden sich zudem einige inhaltliche Besonderheiten:
Auch der im Hauptkriegsverbrecherprozess angeklagte Großadmiral Erich Raeder wurde durch Walter Siemers verteidigt. Verurteilt wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe, jedoch bat er darum, das Urteil in Tod durch Erschießung umzuwandeln. Im Zuge dessen verfasste er Abschiedsbriefe an seine Familie, wovon einige allerdings nicht abgesendet wurden und nun in ALLPROZ 3 überliefert werden. Auch finden sich Briefe seiner Frau im Bestand, die ihre Erlebnisse in den Monaten nach der Verhaftung ihres Ehemannes eindrücklich schildern.
Weitere spannende Einblicke gibt der Nachlass von Walter Siemers zu der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Verteidigern. Organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten, mit denen die Rechtsanwälte in ihrer Arbeit konfrontiert waren, werden nachvollziehbar. Darüber hinaus sind auch einige wenige Unterlagen zu persönlichen Angelegenheiten von Walter Siemers überliefert, wie beispielsweise die drohende Enteignung seiner Wohnung oder aber auch seine rechtsanwaltliche Tätigkeit in Hamburg außerhalb der Nürnberger Prozesse.

Benutzungsanfragen zu den ALLPROZ-Beständen können an das Benutzungsteam der Abteilung B gerichtet werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen Ihnen dazu gerne zur Verfügung.

Direktlink zu den ALLPROZ-Beständen:

Aliierte Prozesse

Nicht nur im Bundesarchiv werden Unterlagen zu den Alliierten Prozessen überliefert. Originale Editionen findet man darüber hinaus u.a. in folgenden Archiven und kulturellen Einrichtungen:

Staatsarchiv Nürnberg, Sammlung zu den Alliierten Prozessen

The National Archives, Bestand „British War Crimes Executive, Nuremberg, and Court Contact Committee: Correspondence and Papers“

Imperial War Museum, Unterlagen des Internationalen Militärtribunals zum Hauptkriegsverbrecherprozess

National Archives and Records Administration, Record Group 238 „National Archives Collection of World War II War Crimes Records, 1933-1949“

Harvard Law School Library, Nuremberg Trials Project

Robert H Jackson Center, Editionen sowie Ton- und Filmaufnahmen aus den Prozessen

Originale Prozessunterlagen überliefert auch der Internationale Gerichtshof in Den Haag.