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Wehrgeschichtliches Museum und Bundesarchiv-Erinnerungsstätte erhalten Familiennachlass aus dem 19. Jahrhundert geschenkt

Auf der Suche nach einem würdigen Ort für mehrere weit über einhundert Jahre in Familienbesitz befindliche Erbstücke, wandte sich Jörg Bügener aus St. Peter an das Wehrgeschichtliche Museum und die Bundesarchiv-Erinnerungsstätte in Rastatt. Dank des großzügigen Spenders konnten die Leiterin der Erinnerungsstätte, Dr. Elisabeth Thalhofer, und der Direktor des Wehrgeschichtlichen Museums, Dr. Alexander Jordan am 9. Oktober 2020 der Presse mehrere Ölgemälde, handschriftliche Dokumente, ein Parlamentsalbum aus der Paulskirche und weitere besondere Objekte aus dem 19. Jahrhundert präsentieren.

Dr. Elisabeth Thalhofer und Dr. Andrej Bartuschka von der Bundesarchiv-Erinnerungsstätte sowie Dr. Alexander Jordan vom WGM präsentieren die neuen Objekte.

Die Familiengeschichte von Jörg Bügener prägen zwei besondere Männer: der Paulskirchen-Abgeordnete Christian Widenmann (1802-1876) sowie der preußische Generalleutnant von Memerty (1814-1896), der sich im Deutsch-Französischen Krieg 1870 einen Namen machte.

Der aus dem Rheinpreußischen stammende Anwalt Christian Widenmann wurde im Mai 1848 für den Wahlkreis Mönchengladbach in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Zeitgenossen schätzten den frühverwitweten Vater dreier Töchter wegen seiner Tatkraft, Lebenslust und hingebungsvollen Liebe für ein freiheitliches, einiges Deutschland. Auch wenn nur ein Dutzend Wortmeldungen in den Sitzungsprotokollen der Paulskirche vermerkt sind, war Widenmann weit mehr als nur ein Hinterbänkler. Als Mitglied mehrerer Ausschüsse und Unterstaatssekretär im Justizministerium der provisorischen deutschen Regierung war er gestaltend an der Arbeit der Paulskirche beteiligt. An erster Stelle stand für ihn dabei die Wahrung der Autorität und Arbeitsfähigkeit des Parlamentes.
Das zeigte sich, als seine Ausschusstätigkeit Widenmann mit den dramatischen Revolutionsereignissen in Baden konfrontierte. Er argumentierte vehement gegen eine rasche Amnestie der nach dem gescheiterten radikaldemokratischen Heckeraufstand im April 1848 inhaftierten Revolutionäre, da diese ihre eigenen Vorstellungen über die im Frankfurter Vorparlament getroffen Entscheidungen gestellt hätten. Als kurze Zeit später der badische Wahlkreis Tiengen den ins Schweizer Exil geflüchteten Friedrich Hecker in die Nationalversammlung wählte, vertrat Widenmann deshalb die Position, dass Heckers Tun unvereinbar mit einem Parlamentssitz sei, zumal er seine Umsturzpläne keineswegs aufgegeben hätte.
Die Nachlassgegenstände sollen im Rahmen der für die nächsten Jahre geplanten Überarbeitung der Dauerausstellung ihren Platz in der Erinnerungsstätte finden.

Das Wehrgeschichtliche Museum Rastatt freute sich über Familienstücke mit militärhistorischem Bezug als Neuzugänge. Der Generalleutnant Albert von Memerty nahm als Bataillons- und Regimentskommandeur an den deutschen Einigungskriegen 1864 und 1866 teil. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 führte er eine Infanterie-Brigade und wurde für seine Taten bei der Belagerung von Metz hoch dekoriert. Aus seinem Nachlass fand ein umfangreiches, handschriftliches Tagebuch den Weg in das Museum. Daneben ebenso verschiedene Familienportraits, darunter der ‚Rote Husar‘ Christoph Julius von Memerty (geb. 1791), General Albert von Memerty (geb. 1814) und sein Sohn Hubertus von Memerty (geb. 1866). Dieser schlug ebenfalls eine militärische Laufbahn ein und hat als hervorragender Reiter verschiedene Preise gewonnen, von denen zwei Pferdeskulpturen Teil der umfangreichen Stiftung sind.