1.142 (bru3p): Nr. 656 Vermerk des Ministerialrats Feßler über die Forderungen der Landwirtschaft, 1. Februar 1932

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Nr. 656
Vermerk des Ministerialrats Feßler über die Forderungen der Landwirtschaft, 1. Februar 1932

R 43 I /2550 , Bl. 94

Die Forderungen der Landwirtschaft auf Unterstützung steigen. Der Landbund der Provinz Sachsen, also einer der landwirtschaftlich reichsten Gegenden Deutschlands, beantragt, daß die Löhne für die Arbeiterschaft durch Reichskredite sichergestellt werden. Insgesamt handle es sich in seinem Bezirk um 62 Millionen RM.

[2253] Würde diesem Antrage nicht entsprochen, so sei die Ernte gefährdet. Der Ausfall an Nahrungsmitteln werde aus dem Auslande kaum gedeckt werden können1.

1

Die Eingabe des Landbunds Sachsen vom 19.1.32 an den REM und den RFM war dem Schreiben des RLB an den RK als Anlage beigefügt (R 43 I /2550 , Bl. 92–93).

Der Reichslandbund regt in seinem, an den Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft gerichteten Schreiben vom 26. Januar d. Js., das in Abschrift beiliegt, an, für die gesamten Landwirtschaft, ähnlich wie im ostelbischen Gebiet, Maßnahmen zur Sicherung der kommenden Ernte zu ergreifen2. Die Höhe der hierfür erforderlichen Mittel wird noch nicht angegeben. Es dürfte sich aber wohl gewiß um mehrere 100 Millionen, wenn nicht 1 Milliarde, handeln, da allein für den Magdeburger Bezirk 62 Millionen gefordert werden.

2

In dem Schreiben des RLB an den RK, dem die Eingabe an den REM und die Entschließung des Sächsischen Landbunds beigefügt waren, hieß es u. a.: „Der überaus große Ernst der augenblicklichen Lage legt uns die dringende Verpflichtung auf, den Herrn Reichskanzler rechtzeitig auf die unserer Volksernährung im Falle einer Minderernte in diesem Jahre drohenden schwerwiegenden Gefahren aufmerksam zu machen, die noch durch den ständig wachsenden Devisenmangel und die wiederum hierdurch bedingte Abdrosselung der Auslandsimporte zwangsläufig verschärft werden. Schnellstes und durchgreifendes Handeln der Reichsregierung im Sinne der beiligenden Eingaben ist daher dringend geboten“ (R 43 I /2550 , Bl. 88–93, Zitat Bl. 88). Vgl. auch Dok. Nr. 654.

Es dürfte schon wegen der Finanzlage unmöglich sein, derartigen Anforderungen zu entsprechen. Im übrigen würde es sich dann schließlich darum handeln, ob das Reich nicht die Betriebe in eigene Regie nehmen sollte, die derartige Anforderungen stellen. Gewiß ist die Lage der Landwirtschaft schwierig; soweit Körnerbau in Frage kommt aber zeigt sie doch – dank der enormen Zölle – eine sichtliche Erholung.

Es würde nicht verantwortet werden können, wenn schärfste Kontrolle, auch über die persönlichen Aufwendungen der Besitzer, öffentliche Gelder auch nur in annähernd ähnlichem Umfange, wie beantragt, in die Betriebsführungen zu stecken. Die Auffassung, daß der Staat für alle Schäden aufkommen muß, und daß ihm die Verantwortung für die kommende Ernte möglichst restlos überlassen werden soll, scheint sich in gefährlicher Weise zu steigern3.

3

Die von Feßler entworfene Empfangsbestätigung wurde von StS Pünder mit dem handschriftlichen Vermerk kassiert: „Angesichts der radikalen politischen Einstellung des RLaB. Weiterbehandlung von hier aus nicht angezeigt“ (Pünders Paraphe vom 26.3.32, R 43 I /2550 , Bl. 95).

F.[eßler]

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