2.62.2 (sch1p): 2. [Aufruf an streikende Arbeiter]

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[251]2. [Aufruf an streikende Arbeiter]

Reichsminister Bauer verlas den Entwurf eines Aufrufs an die Eisenbahnbeamten2. Es wurde beschlossen: Die Preußische Regierung soll die Notwendigkeit des Erlasses eines solchen Aufrufs noch näher prüfen und gegebenenfalls sich wegen des gemeinsamen Vorgehens erneut mit der Reichsregierung in Verbindung setzen3.

2

In den Akten nicht zu ermitteln.

3

Während seiner Sitzung am 3.5.1919 befaßte sich das PrStMin. mit dem Aufruf an die Eisenbahner. Dabei erklärte der PrArbM Oeser, ein derartiger Aufruf, den Arbeitsfrieden zu halten, könne lediglich aufschiebende Wirkung haben, denn den Forderungen der Eisenbahner könne aus finanziellen Gründen unter keinen Umständen entsprochen werden; es sei sinnvoller, den Kampf gleich aufzunehmen und durchzustehen. Die übrigen pr. Minister stimmten dem zu. Der PrLandwM Braun erklärte: „Mit dem Aufruf locken wir keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Es ist kein Eindruck damit zu machen auf die öffentliche Meinung. […] Man muß verhandeln, mit dem Ziel des Tarifvertrags. Wenn damit der Streik nicht verhindert werden kann, dann muß man ihn herankommen lassen. Wir kommen mit allen negativen Maßnahmen gegen die Lohnforderungen aus. Die Preise für die Lebensmittel steigen! Das geht nicht mehr an. Die RReg. muß endlich scharfmachen gegen den Preiswucher. Da liegt das Problem. […]“ Das PrStMin. faßte den Beschluß: „Staatsministerium wendet sich gegen Veröffentlichung eines Aufrufs. Verhandlungen mit den Arbeitern in der Weise zu führen, wie angedeutet: Tarif zwecklos, aber Prämien anregen. Preise für Lebensmittel und Bedarfsmittel verbilligen. RReg. beeinflussen. Sofortige Maßnahmen. Devisenpolitik. Kriegsgesellschaften. […]“ (Nachl. Südekum , Nr. 105). Am 6.5.1919 fand eine Sitzung des PrStMin. mit Vertretern des Dt. Eisenbahnerverbandes statt. Der Vorsitzende des DEV, Schultz, erklärte, ihm sei der Abbau der Lebensmittelpreise lieber als eine Lohnerhöhung; er erwarte aber, daß das PrStMin. den Forderungen zumindest nahe komme. Der PrArbM Oeser erwiderte, der Staat sei nicht in der Lage, die Löhne zu erhöhen; allerdings stünden erhebliche Lebensmittellieferungen aus dem Ausland in Aussicht, die voraussichtlich zu erhöhter Preisstabilität führen würden (Nachl. Südekum, Nr. 105). „Der Gewichtigkeit dieser Ausführungen konnten sich die Arbeitervertreter nicht verschließen“; der Eisenbahnerstreik fand vorerst nicht statt (Vorwärts, Nr. 233, 8.5.1919).

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