2.75.6 (sch1p): 6. [Volksabstimmung in den Ostprovinzen]

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6. [Volksabstimmung in den Ostprovinzen]

Es wird mitgeteilt, daß sich in Westpreußen ein geheimer Aktionsausschuß aus Mitgliedern aller Parteien gebildet hat, der darauf drängt, der Bevölkerung Gelegenheit zu Handlungen zu geben, die über bloßen Protest hinausgehen6.

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Die Grundlage für diese Mitteilung war eine Aufzeichnung des 2. Generalstabsoffiziers der 35. ID in Westpreußen, Rittmeister Oppert, vom 11.5.1919. Danach hatte die 35. ID „mit den führenden politischen Persönlichkeiten vom rechten Flügel des Landbundes bis zum linken der Regierungssozialisten Fühlung genommen.“ Nach zahlreichen Besprechungen, sei ein Aktionsausschuß gegründet worden, dessen Aufgabe sei: „engste Fühlungnahme mit der Bevölkerung; Leitung jeder von unten ausgehenden Bewegung; Propagierung bestimmter, im Interesse des Landes liegenden Gedanken […]; entsprechende Unterstützung von militärischer Seite.“ (R 43 I /1795 , Bl. 212-214). Aus der Aufzeichnung geht nicht hervor, daß der genannte Aktionsausschuß geheim sei; daß seine Ziele Handlungen seien, „die über bloßen Protest hinausgehen“, läßt sich höchstens indirekt aus dem in der Aufzeichnung Opperts vorkommenden Satz schließen: „Zusammenberufung des Aktionsausschusses ist vorbereitet und kann binnen kürzester Zeit erfolgen, ebenso Ausgabe einer bestimmten Parole.“

Reichsminister Bauer empfiehlt, den Betätigungsdrang der Einwohner in den bedrohten Gebieten zu benutzen, um in größter Beschleunigung eine spontane Volksabstimmung durchzuführen. In der anschließenden Aussprache stimmt das Kabinett einstimmig diesem Vorschlage zu. Das Preußische Ministerium des Innern soll gebeten werden, in Verbindung mit den Abgeordneten der bedrohten Gebiete zur Nationalversammlung und der preußischen Landesversammlung die Durchführung in die Hand zu nehmen, dabei aber die amtliche[313] Führung möglichst zurücktreten zu lassen. Die Abstimmung soll möglichst schon am kommenden Sonntag, dem 18. Mai stattfinden7.

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Siehe Dok. Nr. 71, P. 5.

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