1.93.4 (bru3p): 4. Beteiligung Deutschlands an der Olympiade in Los Angeles 1932.

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 4). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Die Kabinette Brüning I und II Band 3Das Kabinett Brüning I Bild 183-H29788NS-Wahlversammlung im Sportpalast Bild 102-10391Arbeitslose Hafenarbeiter Bild 102-11008Bankenkrise 1931 Bild 102-12023

Extras:

 

Text

RTF

[2109]4. Beteiligung Deutschlands an der Olympiade in Los Angeles 1932.

Der Reichsminister des Innern bat um Bewilligung von 150 000 RM für die Beteiligung Deutschlands an der Olympiade in Los Angeles 1932. Er betonte, daß die deutsche Beteiligung sehr gering sein solle; z. B. würden Reiter der Reichswehr an den olympischen Spielen in Los Angeles nicht teilnehmen.

Der Reichskanzler wies auf die reparationspolitischen Bedenken hin, die einer Beteiligung mit Reichsmitteln entgegenständen11. Nach seiner Ansicht werde es außenpolitisch zweckmäßiger sein zu erklären, daß Deutschland für eine Beteiligung an der Olympiade keine Mittel habe12.

11

Der Präsident des Reichsausschusses für Leibesübungen, StS a. D. Lewald, hatte mit Schreiben vom 20.10.31 an StS Pünder einen Reisekostenzuschuß von 150 000 RM für die Teilnahme der dt. Mannschaft an den Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 erbeten (R 43 I /1984 , Bl. 89). Der RFM hatte die Bewilligung des Zuschusses aus reparationspolitischen Gründen abgelehnt (Vermerk des MinR Wienstein vom 27.10.31, a.a.O., Bl. 90–91 und Schreiben des RFM vom 6.11.31, a.a.O., Bl. 93). Der RIM hatte mit Schreiben vom 19.11.31 wegen dieser Differenz eine Chefbesprechung beantragt (R 43 I /1984 , Bl. 101).

12

Grundsätzlich hatte der RK bereits eine dt. Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles in einem Schreiben an Lewald vom 18.10.31 begrüßt; in dem Schreiben, dessen Entw. von Lewald stammt, hieß es: „Die Olympischen Spiele sind immer mehr ein Fest des Friedens für die Jugend des ganzen Erdballs geworden. Darum begrüße ich es, wenn auch an den Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 die deutsche Jugend teilnimmt und insbesondere mit der amerikanischen neue Bande freundschaftlichen Wettstrebens knüpft und bestehende verstärkt“ (Schreiben Lewalds vom 7.10.31 mit handschriftlichen Korrekturen von MinR Wienstein und Reinkonzept des Schreibens des RK in R 43 I /1984 , Bl. 80–83; das Schreiben wurde im März 1932 veröffentlicht: Vossische Zeitung Nr. 106 vom 3.3.32, a.a.O., Bl. 85).

Lewald hatte in dieser Angelegenheit am 3.12.31 RbkPräs. Luther um die Bereitstellung von Devisen für die Teilnahme dt. Sportler gebeten. Luther notierte darüber in seinem Tagebuch: „Ich habe ihm vor allem geantwortet, daß ich es für nicht günstig hielte, daß jetzt deutsche Turner nach Amerika gingen. Sackett hatte ihm gesagt, er solle nur wenige schicken, worauf Lewald an 20 gedacht hatte. Ich habe gesagt, er solle nur einen mit einer Fahne schicken und der eine solle erklären, warum Deutschland in seiner jetzigen Not keine Turner ins Ausland entsenden könne“ (Nachl. Luther , Bd. 367, Bl. 68–69).

Der Reichsminister des Innern wies darauf hin, daß die Vereinigten Staaten eine Nichtbeteiligung Deutschlands sehr übel nehmen würden. Wahrscheinlich würde Amerika dann auch nicht an den für 1936 für Berlin geplanten olympischen Spielen teilnehmen13.

13

Mit Schreiben vom 15.3.31 hatte Lewald dem RK mitgeteilt, daß das Internationale Olympische Komitee der Bewerbung des Dt. Olympischen Komitees zugestimmt und die Olympischen Spiele 1936 nach Berlin vergeben habe (R 43 I /1984 , Bl. 42). Mit Schreiben vom 26.10.31 und vom 11.12.31 hatte der RVM den Bezuschussungsantrag des RIM unterstützt, vor allem in Erwartung des höheren Reiseverkehrs während der Olympischen Spiele in Berlin im Jahre 1936. Das Problem der amerikanischen Teilnahme in Berlin hatte auch Treviranus erwähnt. Der Referent der Rkei MinR Wienstein hatte sich in seinem Votum vom 26.11.31 diesem Argument angeschlossen (Schreiben von Treviranus in R 43 I /1984 , Bl. 92 und Bl. 104; Vermerk Wiensteins, a.a.O., Bl. 102).

Der Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichsminister der Finanzen äußerte gleichfalls schwere Bedenken gegen die Bewilligung von Reichsmitteln für die Beteiligung Deutschlands. Er könne sich in diesem Punkte nicht überstimmen lassen.

Gesandter Freytag führte aus, daß die Vereinigten Staaten nach einem Bericht des deutschen Botschafters in Washington eine Beteiligung Deutschlands an der Olympiade in Los Angeles dringend wünschten und eine Nichtbeteiligung übel vermerken würden.

[2110] Der Reichskanzler stellte Übereinstimmung des Reichskabinetts dahin fest, daß der deutsche Botschafter in Washington unter Hinweis auf die besonderen reparationspolitischen Bedenken gegen eine Beteiligung nochmals zu einem Bericht über die Frage der Beteiligung Deutschlands an der Olympiade in Los Angeles aufgefordert werden soll14.

14

Mit Erlaß Nr. 400 vom 18.12.31 forderte StS v. Bülow Botschafter v. Prittwitz auf, über die Reaktion der amerikanischen Öffentlichkeit auf eine mögliche dt. Absage an Los Angeles zu berichten. Prittwitz antwortete mit Telegramm Nr. 646 vom 19.12.31, daß die USA größten Wert auf dt. Beteiligung lege, wobei die Finanzierung von privater Seite wünschenswert sei (R 43 I /1984 , Bl. 127–128).

Lewald bot in einem Schreiben vom 21.12.31, in dem er sich auf die Kabinettsberatung berief, dem RK eine Reduzierung des Zuschusses auf 100 000 RM an; eine Abschrift dieses Schreibens übersandte Lewald auch dem RPräs. (R 43 I /1984 , Bl. 115–124). Ende April 1932 gab das RFMin. seinen Widerstand auf und stellte dem dt. Olympischen Komitee 100 000 RM zur Verfügung (Vermerk des MinR Wienstein vom 29.4.32, R 43 I /1984 , Bl. 151).

Extras (Fußzeile):