2.182.3 (ma31p): 3. Behandlung der Vorwürfe gegen den Reichsminister des Innern von Keudell.

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3. Behandlung der Vorwürfe gegen den Reichsminister des Innern von Keudell8.

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Gegen den deutschnationalen RIM v. Keudell waren teils im RT, teils in der Presse folgende Vorwürfe erhoben worden: 1) Keudell habe sich während des Kapp-Putsches als Landrat des Kreises Königsberg in der Neumark auf die Seite der Putschregierung gestellt und deren Anordnungen ausgeführt (Abg. Landsberg in den Sitzungen des RT vom 4. und 5.2.27: RT-Bd. 391, S. 8855 , 8882 , 8885 ff.); 2) Keudell habe auf seinem Gut Hohen-Lübbichow Mitglieder der rechtsradikalen Organisation „Olympia“ beherbergt und militärisch ausbilden lassen (Interpellation der KPD-Fraktion vom 4.2.27: RT-Bd. 413 , Drucks. Nr. 2959 ; vgl. auch RT-Bd. 391, S. 8848  f., 8876); 3) Keudell habe sich nach dem gescheiterten Putschversuch des Majors Buchrucker im Oktober 1923 bei Oberst Gudovius, dem damaligen Festungskommandanten von Küstrin, für Buchrucker verwandt („Berliner Tageblatt“ vom 6.2.27); 4) Keudell habe zusammen mit anderen Gutsbesitzern des Kreises Königsberg/Neumark auf einer Versammlung im Januar 1927 beschlossen, den Gutsbesitzer Hasso v. Tresckow gesellschaftlich zu boykottieren, weil Tresckow als Komtur des „Jungdeutschen Ordens“ sich Diktaturbestrebungen entgegengestellt habe („Vorwärts“ vom 8.2.27).

Am 5.2.27 hatte RK Marx im RT zugesagt, daß er die gegen RIM v. Keudell erhobenen Vorwürfe beschleunigt prüfen und das Ergebnis der Untersuchung mitteilen werde (RT-Bd. 391, S. 8885 ).

Der Reichskanzler berichtete über seine bisherigen Maßnahmen. Er erläuterte, warum er es für unzweckmäßig halte, daß ein Außenstehender die zugesagte[533] Untersuchung übernehme. Ebenso glaube er, daß durch eine etwa zu berufende Ministerkommission nur Verzögerungen eintreten würden. Die Untersuchung müsse so beschleunigt wie möglich zum Abschluß gebracht werden. Bisher habe er seine Feststellungen auf 4 Punkte ausgedehnt:

1) das Verhalten des Herrn von Keudell zur Zeit des Kapp-Putsches;

2) sein Verhalten gegenüber dem Major Buchrucker;

3) seine Beziehungen zum Sportverein Olympia;

4) die angebliche gesellschaftliche Boykottierung des Herrn von Tresckow.

Der Reichskanzler erklärte, er beabsichtige, dem Reichsminister des Innern einen Fragebogen vorzulegen, auf Grund dessen er alle noch vorhandenen Unklarheiten beseitigen könne9.

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Dieser Fragebogen mit den Antworten v. Keudells sowie weiteres Aktenmaterial betr. Untersuchung gegen Keudell in R 43 I /914 .

Das Reichskabinett erklärte sich mit den vom Herrn Reichskanzler erläuterten Verfahren einverstanden.

Der Reichsminister des Innern bat, nach Abschluß der Untersuchung auch den übrigen Kabinettsmitgliedern nähere Erläuterungen über die ganze Angelegenheit geben zu dürfen10.

10

Zum Fortgang siehe Dok. Nr. 183 und 184.

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