2.231 (mu21p): Nr. 231 Aufzeichnung Staatssekretär Pünders über das Ergebnis der politischen Besprechungen in Paris am 19. Juni 1929

Zum Text. Zur Fußnote (erste von 2). Zu den Funktionen. Zum Navigationsmenü. Zum Navigationsbaum

 

Bandbilder:

Kabinett Müller II. Band 1 Hermann Müller Bild 102-11412„Blutmai“ 1929 Bild 102-07709Montage  von Gegnern des Young-Planes Bild 102-07184Zweite Reparationskonferenz in Den Haag Bild 102-08968

Extras:

 

Text

RTF

Nr. 231
Aufzeichnung Staatssekretär Pünders über das Ergebnis der politischen Besprechungen in Paris am 19. Juni 19291

1

Vgl. zu den Besprechungen Stresemanns in Paris seinen Bericht in Dok. Nr. 233.

R 43 I /294 , gefunden in R 43 I /287 , Bl. 269 f. Durchschrift2

2

Die Aufzeichnung wurde von Pünder am 20. 6. unterschrieben. Evtl. handelt es sich um einen Sprechzettel für den Vortrag bei dem erkrankten Reichskanzler.

[Betrifft: Politische Reparationskonferenz.]

I. Materielle Erörterungen.

1. Notwendigkeit einer Regierungskonferenz wird beiderseitig anerkannt. Frage, wer Initiative ergreifen soll, kann daher zurückgestellt bleiben.

2. Französische Regierung hat gestern den Young-Plan bedingungsslos angenommen, und erwartete dasselbe von Deutschland; demgegenüber:

3. deutsche Zustimmung zum Young-Plan erst möglich, wenn Ergebnis Regierungskonferenz vorliegt. Dies wurde zweimal betont, und es scheint französischerseits Verständnis für diesen deutschen Vorbehalt zu bestehen.

[762] 4. Organisationskomitee kann nach Ansicht Poincarés gleichzeitig mit Regierungskonferenz tagen, wenn nicht schon vorher.

II. Technische Erörterungen.

1. Ins Auge gefaßter Termin ist der 15. Juli. Frankreich drängt außerordentlich, da es mit Rücksicht auf Mellon-Bérenger-Abkommen vor dem 1. August ratifizieren will. Daher schlug Poincaré sogar zunächst den 5. Juli als Termin der Regierungskonferenz vor.

2. Als Verhandlungsort wird von Frankreich bisher London abgelehnt. Es wünschte einen neutralen Ort (wodurch stillschweigend wohl auch Baden-Baden abgelehnt werden sollte). Es nannte Lausanne und Luzern.

3. Die persönliche Teilnahme Poincarés scheint nach einer Zwischenbemerkung von ihm in Erwägung gezogen zu werden.

III. Nächste Maßnahmen.

1. Reichsminister Stresemann übernahm Berichterstattung über seinen Meinungsaustausch an Reichskabinett, dann Weisung an Botschafter von Hoesch über Einstellung Reichskabinetts zwecks Weitergabe an Minister Briand.

2. Poincaré erwähnte, daß er morgen beim englischen Botschafter Tyrell zum Essen sei und bei ihm wegen der Stellungnahme der englischen Regierung sondieren werde.

IV. Allgemeines.

Poincaré: Deutschland habe durch Schachts Hartnäckigkeit im Young-Plan große Vorteile erreicht. Frankreich erhalte jetzt weniger, komme dadurch in Budgetschwierigkeiten, geschwächte Stellung der Regierung. Er betonte mehrmals gemeinsames Interesse Frankreichs und Deutschlands gegenüber Amerika.

Pünder

Extras (Fußzeile):