2.72.1 (mu11p): [Industriegebiet.]

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RTF

[Industriegebiet.]

1.

Es wurde beschlossen, in der Nacht vom 2. zum 3. Mai d. J. Düsseldorf wieder mit Garnison zu belegen. Gleichzeitig soll die Sicherheitspolizei einmarschieren2.

2.

Auf Vorschlag des Generals von Seeckt soll sofort die Zurückführung der in der neutralen Zone liegenden Truppen auf die von der Entente vorgeschriebene [175] Zahl von Formationen durchgeführt werden. Die Frage der Dislozierung bleibe noch offen3. Gleichzeitig soll eine staatliche Sicherheitspolizei von 5000, steigend bis zu 10 000 Mann aufgestellt werden, die den Schutz der neutralen Zone übernimmt. Ob dies durch Neuaufstellung oder durch Entsendung aus anderen Reichsteilen geschieht, bleibt dem Preußischen Minister des Innern vorbehalten.

2

In einem Schreiben an UStS Albert berichtete der PrStKom. Weismann am 4. 5., in der Nacht zum 3. 5. seien Reichswehr und Sicherheitspolizei in Düsseldorf eingerückt: „Die bisherige radikale Ortswehr hat ihre Unterkünfte vor ihrem Verlassen vollkommen demoliert und in widerlicher Weise beschmutzt zurückgelassen. – Am Sonnabend, den 1. 5. ds. J., hatten noch 80, anscheinend aus dem besetzten Gebiete zurückgekommene Rotgardisten der Ortswehr 100 Gewehre abgenommen und waren in einem Lastauto in Richtung Remscheid abgefahren, angeblich um dort die Gefängnisse zu öffnen. Sie sind aber unterwegs von den Ortswehren der dazwischen liegenden Ortschaften angehalten und zurückgetrieben worden. Ein Teil von ihnen konnte festgenommen werden. – Der RegPräs. in Düsseldorf ist der Ansicht, daß zur Aufrechterhaltung geordneter Zustände und zur Sicherung der Staatsautorität in Zukunft eine Sicherheitspolizei von erheblich größerer Stärke als bisher in dem dichtbevölkerten, so reichlich mit radikalsten Elementen durchsetzten Düsseldorfer Industriebezirk gelegt werden muß. – […] Auch ich bin der Meinung, daß in Anbetracht der [im] Düsseldorfer Industriebezirk herrschenden Zustände dort nur eine tatkräftige und zahlenmäßige hinreichend starke Sicherheitspolizei den ihr zufallenden Aufgaben gerecht werden, dann aber auch von großem Nutzen sein könnte“ (R 43 I /2717 , Bl. 122).

3

Nach einer Weisung, die am 19. 4. an die deutsche Friedensdelegation ergangen war, damit beim Präsidenten der Friedenskommission auf Beibehaltung des dt. Truppenkontingents in der neutralen Zone hingewirkt werde, waren die Zahlen der Truppen angegeben mit insgesamt 30⅓ Bataillonen, 10 Eskadrons, 12 Batterien mit 48 Geschützen. Die Truppenstärke belief sich auf 17 670 Köpfe. (Demgegenüber soll der USPD-Abg. Braß der Rheinlandkommission erklärt haben, die Truppenstärke betrage 80 000 Mann. Braß hat vor der Nationalversammlung diese Behauptung bestritten. NatVers. Bd. 333 , Verhandlung vom 14.4.20). Am Tag nach der Chefbesprechung nahm der RWeM in einem Schreiben an den RK zu dem Beschluß, „die in der neutralen Zone stehenden Truppen baldigst auf die Zahl von 20 Bataillonen, 10 Eskadrons, 2 Batterien zu verringern“, Stellung: „Die Zustände im Gebiet südlich der Ruhr entwickeln sich immer mehr derart, daß ein Einrücken der Reichswehr doch unvermeidlich sein wird, um die Staatsautorität und verfassungsmäßige Zustände wiederherzustellen. Diese Auffassung ist nunmehr auch vom PrIM Herrn Severing in der PrLandesVers. am 29. 4. öffentlich vertreten. Ein erfolgreiches Einrücken der Reichswehr in das Gebiet südlich der Ruhr ist aber in Frage gestellt, wenn es erst nach der beabsichtigten Verminderung der in der neutralen Zone stehenden Truppen geschieht. Die Truppe entbehrt dann der jetzt noch vorhandenen höheren Stäbe, der stärkeren Artillerie, der Minenwerfer und der Kraftwagen-Verbände, die wesentlich dazu beitragen, die schnelle und erfolgreiche Besetzung des Gebiets zu gewährleisten. Ein erst nach Verminderung der Truppen in das Gebiet südlich der Ruhr erfolgendes Einrücken hat auch dann schwere Nachteile, wenn die Sicherheitspolizei in größerem Umfang als bisher an den Unternehmungen beteiligt würde, da die Sicherheitspolizei keinen Ersatz für die ausfallenden höheren Stäbe, Batterien, Minenwerfer und Kraftwagen bietet. – Ich schlage daher vor, den Entschluß zum Einmarsch in das Gebiet südlich der Ruhr unverzüglich zu fassen, damit die Bewegung im unmittelbaren Anschluß an die Düsseldorfer Unternehmung erfolgen kann. Die Besetzung wird, wenn sie mit ausreichenden Kräften erfolgt, voraussichtlich in wenigen Tagen zum Ziele führen. – Eine Verminderung auf die vorgeschriebene Zahl von Verbänden wird dann in kurzer Frist durchführbar sein“ (R 43 I /2717 , Bl. 73 f.). Zum Fortgang s. Dok. Nr. 77, P. 3.

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